Es ist wieder soweit.
Wenn man in diesen Tagen den Fehler macht, den Fernseher
einzuschalten wird man wieder totgedudelt mit zahlreichen Bildern des Jahres
oder Menschen des Jahres. Sendungen, in denen das zu Ende gehende Jahr
reflektiert werden sollen – die aber meistens zu mehr oder weniger dümmlichen
Huldigungen der hirnrissigen Taten diverser X- oder Y-Promis verkommen…
Nun denn:
Ich zähle mich nicht zu den X- oder Y-Promis (so vermessen
bin ich nun doch nicht…), aber dennoch erdreiste ich mich hier und jetzt
einfach mal dazu, meine Reflexion des Jahres 2013 zu verbreiten.
Im persönlichen Bereich hat sich – wie eigentlich immer - nicht
viel getan:
Die meisten meiner Bekannten, Familienmitglieder und auch ich sind
wieder mal ein Jahr älter – aber leider nicht weiser – geworden.
Der erhoffte Lottogewinn – es muss ja nicht direkt ein
Jackpot mit etlichen Fantastillionen sein – blieb natürlich auch aus. Ich kann
mich des Verdachts nicht erwahren, dass Fortuna, die allerorts verehrte
Glücksgöttin, sich nicht zu meinen Freunden zählt. Vielmehr läuft sie andauernd
mit Todesverachtung bei der Gewinnvergabe an mir vorbei und ich meine, sie
hätte mir auch schon so zwei-, dreimal unverhohlen ins Gesicht gespuckt.
Na ja – Schwamm drüber, Hauptsache wir sind gesund…
Ein halbes Jahr lang habe ich von Februar bis August die
Schulbank in einem Institut gedrückt, wo mir ein Fachbuch (Logistische
Prozesse) in die Hand gedrückt und ein XP-basierter PC überantwortet wurde –
und dann saß ich da.
Von den im Bewerbungsgespräch versprochenen
Unterrichtseinheiten fand in den ersten zwei Monaten keine einzige statt und
erst, als ich vor dem Institutsleiter laut wurde und mehr oder weniger mit der
Faust auf den Tisch schlug, kamen dann wöchentliche Workshops zu Stande.
Gelobt sei in diesem Zusammenhang meine breite
Berufserfahrung, die es mir ermöglichte, mir das meiste theoretische Wissen für
die im November dann tatsächlich bestandene Facharbeiterprüfung vor der Kölner
IHK durch Lesen einiger Fachbücher selbst anzueignen.
Eine kleine Heldin meines persönlichen Umfelds war meine
15jährige Tochter Mei, die in den Sommerferien alleine zu ihren Großeltern nach
Sukhothai in Thailand flog und dort gleich am 3. Tag als Beifahrerin mit dem Motorroller einer
Cousine verunglückte.
Nach einem Riesenschrecken, der mir hier gute 10.000
Kilometer entfernt vom Unfallort zunächst in die Glieder fuhr kam schnell die
Erkenntnis „Mei ist fit, die schafft das.“ Immerhin waren ja noch die
Großeltern und eine Tante vor Ort.
Was gab es 2013 in der großen, weiten Welt?
Abgesehen davon dass sich wieder einmal zahlreiche
sogenannte Promis ungeniert öffentlich zum Affen machten und man sich als
durchschnittintelligenter Normalbürger schon mal des Öfteren die wohl nicht
unberechtigte Frage stellen musste „Wieso laufen diese Vollspacken eigentlich
noch frei herum?“
So eine schöne „Hab-mich-Lieb-Jacke“ würde da so Manchem
äußerst gut zu Gesichte stehen.
Haben wir uns dieses Jahr nicht schon genug über unsere
(alte) eierlose Bundesregierung aufgeregt?
Auch hier wieder Hirnis in allen Positionen,
zu allen Orten und bei allen möglichen Gelegenheiten immer wieder gerne bereit,
auch ins noch so sorgfältig versteckte Fettnäpfchen zu treten.
Einer meiner persönlichen – na ja „Helden“ wäre wohl zu hoch
gegriffen – Favoriten des vergangenen Jahren war Edward Snowden, der mit seinen
Enthüllungen zwar eigentlich nichts Neues offenbarte – aber er hat es geschafft,
dass sich auch plötzlich der kleinste Internet- oder Smartphone-User nicht mehr
gar so sicher sein kann, ob das, was er auf facebook postet oder im vollbesetzten
Linienbus an intimen Geheimnissen lautstark ins Mikrofon textet auch wirklich
und wahrhaftig „nur unter uns“ bleibt, oder einem bei seiner nächsten Auslandsreise
nicht von fremden Behörden genüsslich aufs Brot geschmiert wird.
Der Vollspacken des Jahres war in meinen Augen – ihr ahnt es
sicher schon, bei meiner Begeisterung für den Katholizismus – natürlich dieser
Limburger Bischof Van-weiß-Gar-Nicht-Mehr-Wie-der-Nun-Richtig-Heißt, der dem
dummen Volk der Gläubigen noch einmal eindrucksvoll demonstrierte, dass
mittelalterliches Feudalherrentum auch nach zweitausend Jahren noch durchaus
praktikabel ist.
Der mit Unterstützung seines Dienstherren – der, der in den
Schuhen des Fischers wandelt (kleines Rätsel am Rande…) – zunächst aus der
öffentlichen Schusslinie genommen wurde und demnächst wohl irgendwo in
Schwarzafrika darauf angesetzt wird, die Gläubigen auszunehmen…
Gewählt wurde ja auch noch in diesem schicksalsträchtigen Jahr.
Die, die tatsächlich zur Wahlurne gingen, mussten dann
feststellen, dass es nicht einmal eine Wahl zwischen Pest oder Cholera gab –
viele der aufgestellten Parteien und Kandidaten dürften bei mir zuhause während
einer Urlaubsreise nicht einmal meine Goldfische hüten – und das Ergebnis war
dann auch unter aller Sau:
Ein, ja was denn eigentlich?
So richtig gewonnen hatte keiner und als Verlierer fühlte
sich nur die FDP, die den schon lange fälligen Tritt in den verlängerten Rücken
erhielt und sich mindestens für die nächsten vier Jahre mit der Eselsmütze in
die Ecke stellen muss – und dann kam der absolute Hammer:
Der Stein der Weisen;
Der Weisheit letzter Schluss – die – sogar als Wort des
Jahres geehrte – GroKo, die Große Koalition der Farb- und Eierlosen, die in den
nächsten Jahren durch ihre erdrückende parlamentarische Mehrheit (die entgegen
dem allgemeinen Jubel in der Bevölkerung nicht Bejubelnswert ist) noch für
manchen Zornes- und Tränenausbruch beim Wahlvolk sorgen wird.
Aber wie ich immer zu sagen pflege – das Volk bekommt die
Regierung, die es verdient… oder wählt… oder durch Machtkorrumpierung
aufgebrummt bekommt…
Aber auch im Kleinen gab’s Stunk en masse:
In meinem Heimatort denken einige Bürger, dass man eine
Straße, die nach einem bekennenden Nazi- und Genozid Befürworter benannt wurde,
der „nebenbei“ auch noch niedliche Heimatgedichte verfasste, schleunigst
umbenennen müsse und setzte einen Prozess in Gang, bei dem dann sogar ein
Gutachter herangezogen wurde, der die Werke las und zu dem Ergebnis kam „Ja,
dieser Mann war ein bekennender Brauner!“.
Das hat natürlich wieder einiges gekostet und da stellt sich
die Frage, konnte das nicht jeder selbst durch Nachlesen der bekannten Werke
feststellen?
Ach ja und die Kosten, die veranlassen jetzt angeblich eine andere
Bürgerfraktion dazu, gegen den Beschluss der Umbenennung Sturm zu laufen,
schließlich muss man ja nunmehr seinen A…. Tschuldigung, Hintern oder Popo
zwecks Änderung der Adresse bewegen. Und weil Protest nun mal so wunderherrlich
und gerade auch voll im Trend ist, findet dieser Protest dann auch gleich
wieder Unterstützung von … ja, von wem denn nun eigentlich?
Jedenfalls sind es ganz plötzlich mehr, als Anwohner in der
mit dem Makel behafteten Straße wohnen.
Aber lassen wir die Politik für dieses Jahr endlich außen
vor und gedenken wir exemplarisch einigen der Menschen, die in diesem Jahr von
uns gegangen sind:
Lou Reed, der grandiose Mitbegründet der legendären „Velvet
Underground“, der so geniale Stücke wie „Walk on the wild side“ hinterlässt.
Oder der Übervater des bundesdeutschen politischen Kabaretts
– Dieter Hildebrandt, der nach dem Krieg die „Münchner Lach- und
Schiessgesellschaft“ mit ins Leben rief und mit seinen treffenden und
bitterbösen Kommentaren so manchen Politiker in unserem Lande aufs Korn nahm.
Und dann natürlich Nelson Mandela, der Südafrika letztendlich
von der Geißel der Apartheit befreite und eine nicht unbeträchtliche Lücke auf
dem Schwarzen Kontinent hinterlässt…
Das war natürlich jetzt nur ein klitzekleines Schlaglicht
auf mein persönliches Jahr 2013 – jeder für sich kann das auf seine Art
ergänzen, so er denn will.
Ich wünsche einen besinnlichen 4. Advent.
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