Sonntag, 28. Juli 2013

Angriff der Porno-Viren

In einem Land zu einer sehr bekannten Zeit:

Die finstere Gestalt erhob sich aus ihrem Chefsessel vor dem Computerterminal. 
Hätte diese furchtbare schwarze Vollmaske nicht sein Gesicht verdeckt, hätte man sein sardonisches Lächeln sehen können, den wollüstigen Schimmer in seinen Augen...
Er strich sich über das bodenlange, schwarze Gewand, das sogar die Spitzen seiner Stiefel bedeckte und dem Betrachter den Eindruck vermittelte, er würde gespensterhaft über dem Boden schweben. 
Ein letzter Blick auf den Monitor, um zu sehen, dass seine schreckliche Virenarmee bereit war, sich auf das ahnungslose Opfer zu stürzen und im unbedachtesten Moment den größtmöglichen Schaden anzurichten...
Man hörte seine asthmatisch rasselnden Atemzüge, als er seine Angriffszentrale verließ, um sich - bar seiner Kampfverkleidung - der eingelullten Welt wieder als harmloser Weltpolitiker zu präsentieren...

Teil 1

Da der Protagonist dieser Erzählung gerne androgyn bleiben würde, nennen wir ihn in der Folge einfach Harry H..

Eben dieser Harry H. war an jenem Samstagmorgen früh aufgestanden, um vor der zur Zeit vorherrschenden Hitze, die seine kleine Junggesellen-Dachwohnung wie einen Hähnchengrill zu erhitzen pflegte, die dringend notwendige Reinigung der Räumlichkeiten vorzunehmen und vor allem wollte er, bevor die Sonne ihn wieder zu garen versuchen würde, seine wöchentlichen, kärglichen Einkäufe beim örtlichen Discounter hinter sich bringen.

Er konnte ja nicht ahnen, dass in den unendlichen Weiten des weltweiten Netzes an diesem Tag das wahrhaftige Grauen seiner harren würde und zu gegebener Stunde gnadenlos über ihn herfallen würde.

Nachdem all diese dringlichen Aufgaben erledigt waren, kam Harry H. auf den Gedanken, wie jeden Morgen, im Internet nachzusehen, was denn die unzählige Schar seiner virtuellen Freunde so trieb. 
Lange schon hatte er nicht mehr so viele soziale Kontakte gepflegt, wie jetzt, wo das weltweite Netz die Welt zu einem Stecknadelkopf zusammenschrumpfen ließ und man sich Freunde einsammeln konnte, ohne dazu die heimeligen vier Wände seiner Behausung verlassen zu müssen, geschweige denn, diesen Freunden gar leibhaftig entgegenzutreten...

Hätte er nur geahnt, was an diesem Tage auf ihn einstürzen würde, er hätte sich wieder wie lange Jahre zuvor in seinen authistischen Kokon eingesponnen und der Welt den Rücken gekehrt.

So aber war er sogar stolz darauf, in einem eigenen Blog in regelmäßigen Abständen Hohn und Spott sowie seine abgrundtiefe Verachtung über die Großen und Wichtigen dieser Welt auszuschütten...

Zwischenspiel 1

Sie lauerten geduldig in den unendlichen Weiten des weltweiten Netzes. Gierig und blutrünstig darauf bedacht, endlich zuzuschlagen und ihr ahnungsloses Opfer an den Rande des Wahnsinns und gar darüber hinaus zu treiben...
Gleich, gleich - endlich würde er den verhängnisvollen, unbedachten Klick tätigen, der ihre Fesseln lösen und sie in ihrer abartigen Bosheit freisetzen würde. 
Bald. 
Nicht mehr lange. 
Bald!

Teil 2

Harry H. surfte mit wachsendem Vergnügen durch die unendlichen Welten des Internet. Kabbelte sich hier und da mit dem Einen oder der Anderen und hatte - wie immer - einen heidnischen Spaß daran, mit Gift und Galle um sich zu spucken.

Und da war er, der unscheinbare Beitrag eines Mitglieds einer seiner Lieblingsgruppen, der ihm zwar im ersten Moment etwas seltsam vorkam, aber eigentlich, da auf einer seiner seriösen Lieblingsseiten gepostet, harmlos sein musste.

Und es gibt kein größeres menschliches Manko als die Neugier - und noch bevor er selbst sich dessen bewusst war (vielleicht ging von dem Link auch ein hypnotischer Einfluss aus, er hatte schon mal so was gelesen) wurde der Klick getätigt und...

... nichts geschah....

Scheinbar.

Das Verhängnis nahm seinen Lauf...

Zwischenspiel 2

Endlich!
Das erlösende Signal!
Das Horn zur gnadenlosen Attacke!
Nicht etwa mit lautem Gebrüll - nein perfide lautlos stürmten die kleinen Viren vor, um ihre verruchte und unheilbringende Pornobotschaft endlich in die millionenfachen Datenstränge des Internets zu verströmen. 
Dass diese Attacke den kleinen Schweinedingern ein höllisches Vergnügen nahe des menschlichen Orgasmus bereitete, hätte ein Betrachter - so er denn in der Lage gewesen wäre in mikroskopische Tiefen hinabblicken zu können - daran sehen können, dass sie beim Vorwärtssturm andauernd den Stinkefinger zeigten; dem unsichtbaren Betrachter ihre hässlichen violetten Zungen herausstrecken. 
Einige waren gar so dreist hin und wieder in einem Anfall von Übermut ihr blankes Hinterteil zu zeigen...

Teil 3

Es dauerte nur zwei, vielleicht drei Minuten bevor Harry H. mit Entsetzen feststellen musste, dass im Netz auf einmal ein Link in seinem Namen gepostet wurde, in dem Anstößigkeiten mit Minderjährigen angepriesen wurden.

Eiswasser lief plötzlich statt Blut durch seine Adern, ließ ihn für einen Sekundenbruchteil in namenlosem Schrecken verharren.

"Oh, Scheiße", war der erste klare, wenn auch nicht sehr geistreiche Gedanke, der ihn wieder in die schreckliche Wirklichkeit riss. 

Was geschah hier? 

Wer spielte sein perfides Spiel mit ihm, versuchte ihn rufmordend in die Ecke der Kinderschänder zu drängen - dabei war Harry H. nachweislich nicht einmal katholisch und der allseits bekannten Kinderschänderreligion gehörte er ebenfalls nicht an; er hegte auch keinerlei Sympathie für sie.

Schnell die Faust auf die Löschtaste!

Zu spät!

Schon kamen die ersten empörten PNs seiner virtuellen Gefolgschaft; die Schamesröte trieb ihm ins Gesicht. Der teuflische Link verbreitete sich auf die nächste Seite, auf eine weitere - so schnell, dass Harry H. mit dem Betätigen der Löschtaste gar nicht mehr nachkommen konnte.

Zum ersten Mal in seinem Leben konnte er die Leiden des Don Quichote nachempfinden, der dereinst im Fieberwahn - oder war es Vollsuff oder doch nur Alterssenilität? - verzweifelt versuchte gegen Drachen zu kämpfen, die sich bei näherer Betrachtung, wäre er nur klar im Kopf gewesen, als Windmühlen entpuppten.

Zwischenspiel 3

Phase eins des teuflischen Unternehmens war gelungen und der Ruf des unerschütterlichen Mahners gegen die Willkür der Mächtigen in der Welt mit dem ersten nicht zu übersehenden Schandmal der Pädophilie geschändet.
Die ersten verzweifelten und dilettantischen Abwehrversuche des Opfers lösten bei den Angreifern nur hämisches, herzhaftes - aber dennoch für unsere Ohren unhörbares - Gelächter aus. 
Einer erdreistete sich sogar, auf dem Monitor des Opfers seinen Hintern blank zu ziehen...
Aber es gab ja auch noch eine Phase zwei, die automatisch griff, sollten die ersten Attacken abgewehrt werden, denn längst schon hatten die Pornoviren sich in den Tiefen des Computers ausgebreitet und machten sich an die Eroberung der dort installierten Programme. 
Scheiß auf Anti-Viren-Software - mit dem Kinderkram könnt ihr uns nichts anhaben - du wirst schon sehen...

Teil 4

Schweißgebadet saß Harry H. immer noch unermüdlich am PC und schmetterte eine Attacke nach der anderen ab, aber langsam sank ihm der Mut. Hatte er den einen Link gelöscht, kamen drei Neue hinzu. 

Der Schaden an seiner Reputation war angerichtet und würde im besten Fall Hohn und Spott von Seiten Uwe H.s (auch dieser Akteur soll besser androgyn bleiben) nach sich ziehen und bei vielen gar abgrundtiefe Verachtung über die vermeintlichen Niederungen seiner Neigungen hervorrufen.

Ob das je wieder gut zu machen sein würde?

Endlich dämmerte Harry H., dass die bloße Abwehr einzelner Attacken zu keinem abschließenden Erfolg führen würde - meldeten sich doch jetzt bereits verzweifelte und entrüstete Freunde aus den Weiten des Netzes, er würde ihnen per Katalog französischsprachige junge Damen anbieten und sie zu weiterer Unzucht verführen wollen...

War seinen Freunden denn eigentlich nicht klar, dass er zwar bereit war, einem Notleidenden sein letztes Hemd zu geben und auch sein Auto würde er verleihen, so er denn eins hätte - aber niemals - niemals nicht! - würde er Frauen mit jemanden teilen oder sie jemandem feilbieten!!

Es blieb nur noch ein letzter Schritt, um der Attacke dieser gemeinen, von welchem gemeinen, hinterhältigen und grausamem Schurken auch immer entsandten, Pornoviren zu bekämpfen.

Der SuperGAU!

Er musste seinen Computer auf Null setzen!

Totaler Programmverlust!

Das hatte er nun endlich davon, dass er es immer versäumte Wiederherstellungspunkte und Sicherheitbackups zu erstellen...

Mit einem abgrundtiefen Seufzer tat er den unvermeidlichen Schritt - schweren Herzens fuhr er den PC herunter, trennte ihn von der Nabelschnur des weltweiten Netzes, dem ewig pulsierenden Strom des virtuellen Lebens und zog den Stecker aus der Steckdose...

Zwischenspiel 4

Scheiße!
Jetzt war es an den Angreifern zu fluchen, als der pulsierende Strom des Lebens aus dem Internet von einem Moment zum anderen erlosch. Nichts mehr mit Zunge raustrecken, den Hintern blankziehen oder den Stinkefinger zeigen!
Plötzlich wurde den gemeinen Angreifern der Lebensstrom entzogen. 
Von einem Moment zum  anderen war das Programm, in dem sie sich so herrlich gemein breitgemacht hatten, dem unendlichen Nichts gewichen, in dem die Bewußtseine der dreckigen Attentäter wie ein Furz im Wind verwehten...

Epilog

Harry H. konnte den PC nach einigen Stunden wieder hochfahren und harrt nun darauf, dass ihm seine verbliebene Anhängerschaft verzeiht und vor allem mitteilt, ob das Treiben der hinterhältigen Pornoviren ein für alle Mal ein Ende gefunden hat.

Er weiß zwar immer noch nicht, welcher seiner mächtigen, weltweiten Feinde diesen feigen Anschlag gestartet hat - war es Mutti Merkel, die um ihre Wiederwahl zitterte?

Oder Zar Wladimir der Viertel-vor-Zwölfte, der es gar nicht goutierte, dass seine geheimen, monarchistischen Pläne über das weltweite Netz hinausposaunt wurden?

Oder am Ende gar der nach außen hin so strahlende Präsident einer kontinentalen Hegemonialmacht, der es nicht verknusen konnte, dass Harry H. im Falle seiner Steinigung nach dem größten Stein und dem Privileg des ersten Wurfs gerufen hatte?

Harry H. wird dies wohl nie erfahren.

Aber die Welt ist erst einmal wieder gerettet.

Zumindest für die nächsten zwei, drei Tage.

Das sollte erstmal reichen...

Freitag, 26. Juli 2013

Danke schön!

Heute gibt es einmal kein Gemotze.

Ich möchte mich vielmehr bei meinen Lesern bedanken.

Seit etwas mehr als 3 Wochen betreibe ich nun diesen Blog und gerade eben wurde "Reiner Wolfs (un)heile Welt" zum 1000. mal angeklickt und - ich bin mal so verwegen - auch gelesen. Das mag für so manchen Profiblogger eine Zahl sein, die nicht der Erwähnung wert ist - aber ich Amateur-Blog-Fuzzi habe damit schon mehr erreicht, als ich mir zu Beginn zu erträumen wagte. Ehrlich gesagt hatte ich auch damit gerechnet, ungehört und sang- und klanglos unter zu gehen...

Dankeschön hierfür!

Als ich vor drei Wochen mit diesem Forum begann, war ich mir alles andere als sicher, ob die Menschen da draußen im weltweiten Web Gefallen an meinen verqueren Gedanken finden würden. 
Um  so größer auch mein Erstaunen, dass mich als erstes Lob aus der eigenen Familie erreichte, in der ich eigentlich als Nörgler, Stänkerer und Besserwisser nicht gerade auf Platz 1 der Beliebtheitsskala rangiere.

Na gut, ich hätte mir dann natürlich auch mehr und vor allem kontroverse Kommentare im Blog gewünscht. Schließlich ist es mein Bestreben nach langer Schreibabstinenz wieder ein bisschen Fuss in diesem Metier zu fassen. Wer weiß, wozu es gut ist, nach langer Arbeitslosigkeit. Vielleicht gelange ich so ja doch noch zu spätem Ruhm und Ehren...

Viele werden wohl erst die Stirn gerunzelt haben über den Titel des Blogs:
"Reiner Wolfs (un)heile Welt".

Was soll das?

Ich wollte einen griffigen Titel, der wie ich etwas aus der Art schlägt. 

Angeboten hätte sich wohl als erstes "Reiner Wolfs verquere Welt" - aber das war mir doch zu profan. 
Viel lieber hätte ich die Seite auch in Anlehnung an eines meiner großen literarischen Idole Charles Bukowski "Notes of a boring old fart" - also "Notizen eines langweiligen, alten Furzes" genannt. 
Ich weiß es gab von ihm bereits die "Notes of a dirty old man" (Aufzeichnungen eines Aussenseiters) und da ich ja weiß, wie die  Plagiatsucher fieberhaft durchs Web schleichen und mit wachsender Begeisterung nach Lug und Trug und Verrat und Abkupferei suchen - und ja auch oft genug fündig werden - wollte ich dann doch nicht so offensichtlich klauen.

Blieb nur noch das Gegenteil zu den üblichen "Heile-Welt"-Kolumnen und so wurde daraus halt die - wenn auch umgangssprachlich nicht korrekte - (un)heile Welt des kleinen, dicken, zynischen Reiner Wolf.

Apropos umgangssprachlich:

Auch hier gebe ich einfach meinem Drang nach, mich so auszudrücken, wie ich es auch gegenüber jedem einzelnen von Euch in einem persönlichen Gespräch täte - direkt und ohne Rücksicht auf besondere Feinheiten. Wenn ich miteinander schlafen meine, werde ich das schreiben; wenn ich hingegen poppen meine, schreibe ich das auch so. 

Und ebenso halte ich es hier mit der sogenannten political correctness - sie findet nicht statt!

Ich werde zwar vermeiden, jemanden persönlich anzugreifen und zu verletzten, aber ich finde, es ist schon legitim auf einer solchen Seite auch Dinge anzusprechen und durchaus mit derben Worten wiederzugeben, die man im "wahren" Leben oftmals, wenn auch widerstrebend, wieder hinunterschlucken muss, weil irgendwer meint, das gehöre sich so nicht.

Es wird hier also auch schon mal Hinweise auf unbeliebte Randgruppen geben und mit meiner Abneigung gegen Haustierhaltung und deren Auswirkungen, die hier ganz bestimmt noch zur Sprache kommen werden (ich brauche nur immer einen aktuellen Grund für meine Empörung - also sicher, wenn ich das nächste Mal in Hundekacke getreten bin...), wird sich mein ohnehin schon kleiner Freundeskreis auf minimal verringern.

Aber egal!

Hauptsache, ich sage, was ich denke.

Das kann durchaus auch schon mal ins Humoristische abgleiten oder wird auch bestimmt mal das Ausmaß einer Kurzgeschichte annehmen - aber das Wichtigste ist und bleibt mir natürlich, dass ich von euch weiterhin Feedback bekomme - sei es durch Kommentare gleich hier auf der Seite oder aber bei den entsprechenden Links bei facebook. 

Anregungen und auch Kritik sind ausdrücklich erwünscht!

In dem Sinne - noch einmal:

Vielen Dank für euer Interesse!

Mittwoch, 24. Juli 2013

Auf dem Weg zur totalen Diktatur...

Herrlich, herrlich. 

Den Oberen fällt auch immer wieder was Neues ein. Manchmal glaube ich, man wählt bei sämtlichen Wahlen eigentlich nur diejenigen aus, die einen am besten piesaken können.

Nehmen wir das immer noch aktuelle Thema Rauchen in der Öffentlichkeit - oder wo auch immer.

Ein Rauchverbot an öffentlichen Plätzen wird von mir durchaus befürwortet. Die Erweiterung dieser Anordnung auf Kneipen und Gaststätten ist der letzte Unsinn und mutet so langsam aber sicher an den Beginn einer schleichenden Diktatur an. Mit vielen kleinen Schritten geht es hin zur totalen Entmündigung des Bürgers und zur Einführung der absoluten Diktatur - ein unmündig Volk, ein einig Reich, ein vollgefressener Führer.

Dass man in einem Restaurant nicht mehr Rauchen darf vertrete ich mit Vehemenz - es war immer wieder schön, wenn das Jägerschnitzel zusätzlich mit Teer und Nikotin gewürzt wurde und man als Nichtraucher beim Essen aus allen Richtungen wie mit Nebelkanonen beschossen wurde.

Jetzt geht man sogar einen Schritt weiter:

Eine Vermieterin fühlte sich dazu verpflichtet einen langjährigen Mieter wegen zu starkem Rauchens in der Wohnung zu kündigen. Mitbewohner hatten sich wohl beschwert - obwohl der Mann wohnte mehrere Jahrzehnte da und erst jetzt gibt's Protest? 
Der Mieter wehrt sich verständlicherweise und zieht vor den Kadi und muss schon im Vorfeld mit Entsetzen feststellen, dass seine Prozesskostenbeihilfe mit dem Hinweis auf ein wahrscheinliches Scheitern seiner Klage abgewiesen wurde.

Ja leben wir denn jetzt in Schilda?

Wohin führt der ganze Scheiss mit der Bevormundung des Bürgers denn noch?
Gibt es in naher Zukunft ein Kinderverbot in der eigenen Wohnung? 
Das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich in einem Land, wo jede stinkende Katze, jeder räudige Köter mehr zählt, als Kinder. Es wird tagtäglich in den einschlägigen Foren mehr Bohei darum gemacht, wer zum wievielten Mal ein Tier gequält oder ausgesetzt hat (oder mit ihm Sex hatte), als dass es jemanden interessiert, wie in der Nachbarwohnung ein kleines Kind verhungert oder von verantwortungslosen - wahrscheinlich tierliebenden - Mitmenschen zu Tode gequält wird.

Müssen wir unseren Nachwuchs in einer staatlichen Erziehungsanstalt aufwachsen und zu gehorsamen Befehlsempfängern abrichten lassen?

Darf ich in meiner Wohnung überhaupt noch wilden, animalischen Sex haben, wann es mir passt? Oder muss ich mir noch eine behördliche Genehmigung darüber abholen, zu welcher Uhrzeit, in welchem Raum, in welcher Stellung ich - ausschließlich mit einem zuvor behördlich angemeldeten Partner - meiner Lust freien Lauf lassen darf?

Und vor allem - warum lassen wir uns das alles gefallen?

Sind wir wirklich alle so dämlich und devot, wie ich es eigentlich bisher nur dem russischen Volk angedichtet habe, dass sich seit Jahrhunderten zuerst von Zaren und Adel ausbluten und regelrecht versklaven ließ, dann auf die Rädelsführer der glorreichen Revolution und des weiteren auf Diktatoren wie Stalin hereinfiel und selbst die seit einigen Jahren entstehenden kleinen Pflänzchen der Demokratie immer wieder durch neue herrschsüchtige Machthaber zertreten lässt.

Manchmal glaube ich wirklich, es sei Zeit für eine weitere Revolution!

Was glauben unsere Oberen - ich verwende das mal für die ganze Bagage an Verantwortlichen ganz gleich ob nun aus der kommunalen oder bundespolitischen Ebene kommend - denn eigentlich wer sie sind?

Träumt Angela Merkel heimlich in lauen Nächten von der absoluten Macht? 

Von aufmarschierendem, willenlosem Wahlvolk, dass täglich dreimal ihre Herrlichkeit an öffentlichen Plätzen lobpreist?

George Orwell hatte mal die Vision eines totalen Überwachungsstaates - eine Vision, die von der Wirklichkeit, wenn auch leise und schleichend, schon längst getoppt wurde. 1984 war noch harmlos gegen das, was uns allen blüht, wenn wir uns nicht langsam mal wieder aufraffen und alle geschlossen wie seinerzeit die alten Franzosen gegen den/die Machthaber marschieren und die Bastille stürmen. 

Das sollte jetzt kein Aufruf zu offenem Terror sein - aber denkt mal darüber nach, wie lange ihr euch noch von den Leuten, die ihr auch noch selbst wählt, verarschen lassen wollt...

Montag, 22. Juli 2013

Die Bahn kommt an - aber wann?

In den letzten sechs Monaten hatte ich wegen einer Umschulung das zweifelhafte Vergnügen täglich auf die Beförderung durch den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angewiesen zu sein. Ein Vergnügen allerdings, auf das ich herzlich gerne verzichtet hätte und in Zukunft, so Gott walte, auch tunlichst nicht in Anspruch nehmen möchte.

Ich bin in mehr als 50 Jahren noch nie so oft zu spät gekommen wie in diesem halben Jahr!

Da zwingt man als notorische faule Sau jeden Morgen seinen Arsch zwischen 4.30 Uhr und 4.50 Uhr aus dem Bett, um die mit zunehmendem Alter immer aufwendigere Morgentoilette erledigt zu haben, bevor um 6.40 Uhr der Bus Richtung Bahnhof Leverkusen Mitte ab rauscht.
Frühstücken will man ja auch noch eine Kleinigkeit...

Hat man dann noch das große Glück, dass die ebenfalls andauernd zumindest im Minutenbereich verspäteten Busse einen rechtzeitig aufgelesen haben und die erste Etappe bis zum Bahnhof bewältigt wurde kommt die erste böse Überraschung: Heute, erster Ferientag in unserem Bundesland, kommen die Züge wegen vermindertem Verkehrsaufkommens wie Kraut und Rüben, entweder viel zu spät oder gar nicht.
Oder aber ein eh schon verspäteter Zug trifft ein, den man in der Hoffnung betritt, dadurch wenigstens einen Teil der Verspätung der ursprünglich eingeplanten S-Bahn, ausgleichen zu können. 

Und was Wunder, besagter Zug steht und steht und steht. 

Mittlerweile trifft die um 20 Minuten verspätete S-Bahn endlich ein und just in dem Moment, da diese sich wieder in Bewegung setzt, ertönt im meinem "Ersatzzug" die Durchsage: "Sehr verehrte Fahrgäste aufgrund von Was-weiß-ich-was-die-wieder-für-eine-verschissene-Ausrede-haben endet dieser Zug hier. Sie können ersatzweise...!"
Ich glaube niemand nimmt mir übel, dass meine Ohren in diesem Moment ihre Tätigkeit total einstellen und sich stattdessen einen glühendheiße Woge der Wut durch meinen Körper frisst, die sich in dem Aufschrei: "In zwei Wochen bringe ich einen dieser Bahnwichser um! Ich schwöre!" Bahn bricht.

Die irritierten Blicke meiner frustierten Mitfahrgäste übergehe ich an dieser Stelle mal.

Also ab in den - ebenfalls mit unsagbarer Verspätung eintreffenden - Ersatz-Ersatzzug. Natürlich hat sich jetzt eine richtig große Menge an Menschen angesammelt, die irgendwie und irgendwann doch noch mal zu ihrer heiß geliebten Arbeitsstelle vordringen möchten. Und die ganze Bande drängt natürlich auf Teufel-komm-raus in den zuvor schon nicht leeren Zug.

Erwähnte ich schon mal, dass eines meiner zahlreichen Gebrechen Platzangst ist?

Also richtig spaßig, wie ein Hering in einer Fischbüchse mit wildfremden Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht zu werden.
Meine Nase reibt sich an der schrankbreiten Schulter einer älteren Matrone, während die Hand eines/einer mir wildfremden Person (die, da ich den Kopf nicht drehen kann, auch keinem bestimmten Geschlecht zugeordnet werden kann) sich verdächtig meinem linken Ei NÄHERT und mein rechter Fuß verheddert sich irgendwo - ich will gar nicht wissen wo -, Hauptsache ich bin da später wieder lebend und in einem Stück herausgekommen.

Gottverdammich - zwischen Panikattacken schießt mir durch den Kopf, dass es Hunderte von Vorschriften und drakonische Strafandrohungen für den Transport von Schweinen, Hühnern und allerlei anderem Viehzeug gibt - aber Menschentransporte sind scheißegal. Die kann man notfalls zu dritt übereinander und auch noch quer stapeln, Hauptsache, die haben den Fahrpreis ordnungsgemäß entrichtet...

Um mein unsägliches Glück an diesem Morgen auch zu komplettieren quetscht sich noch so ein Hirnie in vollem Radfahrerdress inklusive ordnungsgemäß aufgesetztem Helm samt seinem Rennrad in das Gewühl, haut sein Fahrgerät nicht nur mir mal eben kurz in die Weichteile und grinst einen auch noch fröhlich an.
Wahrscheinlich denkt er gerade daran, wie sehr er die Blondine in seinem Büro wieder beeindruckt, wenn er in dieser Aufmachung vor der Firma vorfährt, sich zwei bis vier abgestrampelte Schweißtropfen von der Stirn tupft und den sportlichen Öko mimt, obwohl er 200 Meter zuvor erst nach kilometerlanger Bahnfahrt wieder einen Fuß in die Pedale gedrückt hat.

Wer keine andere Möglichkeit seine Kollegin anzubaggern kennt...

Ich brauche nicht extra zu erwähnen, dass das ganze Gewusel am Kölner Hauptbahnhof auch wieder in einem schrecklichen Gewirr aus verknoteten Gliedmaßen, Aktentaschen, Rucksäcken und eben dem erwähnten Rennrad auf den Bahnsteig hinausdrängt, sich dort aber nicht etwa verstreut, sondern mit einer weiteren Masse anderer Personen vermischt, die in eine weitere Bahn einsteigen muss, um ihrem ersehnten heißgeliebten Arbeitsplatz entgegen zu hecheln...

Und wenn ich dann mal mit mehr, mal mit weniger Verspätung - in den allerseltensten Fällen auch mal pünktlich - in den Klassenraum trete, wundern sich meine Mitschüler dann auch noch, warum ich wieder einmal die allerbeste Laune habe, bevor mir noch irgendeiner von ihnen oder der Dozenten in die Quere gekommen ist...

In dem Sinne, einen schönen Tag noch - und nicht vergessen: Man muss dieses ganze Prozedere auch noch für die Rücktour in Kauf nehmen...
Und morgen mit dem selben Fleiße - geht's dann auch wieder an die gleiche Scheiße...

Freitag, 19. Juli 2013

Leben im Hartz-IV-Überfluss

Es ist Sommer und natürlich brauchen Journalisten wieder was zum Schreiben. Irgendwas. Kann auch ein Thema sein, das man letztes Jahr und das Jahr davor und eventuell auch das Jahr oder die Jahre davor schon durchgenudelt hat. Es reicht allemal für einen kollektiven Aufschrei der Entrüstung, der dann auch schon am nächsten oder spätestens übernächsten Tag wieder mehr oder weniger ungehört verhallt ist.

Soweit ja okay

Und eine Auswirkung des Sommerlochs kann auch nur die gestrige Meldung sein, dass irgendein Sesselfurzer aus dem Bundesamt für Arbeit in Pinneberg die glorreiche Idee hatte, dem ewigen Gejammer dieser schmarotzenden Hartz-IV-Empfänger-Brut, einmal klipp und klar aufzuzeigen, wo sich doch ein unermessliches Feld mit Möglichkeiten zur sparsamen Haushaltsführung auftue...

Hat McDonalds mit seinen Mitarbeitern wohl die Tage auch gemacht...

Und der geneigte Leser sagt sich vielleicht sogar zu Recht, "Ach wie langweilig"...
Nur diejenigen, die es betrifft, nämlich die vielen Millionen Wenigverdiener im Land, die von Industrie und Wirtschaft gnadenlos ausgenutzt und vorne und hinten betrogen werden, die können darüber überhaupt nicht lachen. Die ebenfalls millionenfach vertretenen Empfänger von Leistungen zur Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem allseits beliebten Hartz IV kommen natürlich auch noch dazu.
Und ich wette mal, dass nicht nur meine kleine, zierliche Hand sich im ersten Zorn willkürlich zur Faust ballte, die den kaum noch zu bändigenden Drang verspürte, in die Fresse des Verfassers solcher idiotischen Ratgeber zu schlagen.

Keine Angst - ich bin nicht brutal. 

Eher zählt man mich zur Sorte der Hunde, die da bellen aber zumeist nicht beißen.
Richtig auf die Palme bringen mich dann aber Kommentare von Menschen, die bisher - zu ihrem Glück - noch nie im Leben irgendeinen Mangel an Irgendetwas hatten und sich dann erdreisten, den Ärmsten der Armen vorzuhalten, sie könnten nur nicht mit ihrem (ausreichend vorhandenen?) Geld umgehen.

Der freundlichste Vorschlag für diese Personen ist noch, ihnen mal nahezulegen, sich einmal nur für einen Monat lang den Beschränkungen eines Hartz-IV-Regelsatzes zu unterwerfen. Und dann möchte ich ehrlich gesagt daneben stehen und sehen, wie sich schon zwei oder drei Tage nach Zahlungseingang erste Panik darüber breitzumachen droht, wie man bis zum nächsten Letzten (Zahltag) überleben soll. 

Denn Erkenntnis Nummer eins wird sein "Am Ende des Geldes bleibt erschreckend viel Monat übrig"!

382 Euro hören sich vielleicht auf den ersten Blick viel an - wenn man damit nur seine monatlichen Vergnügungen wie Kino, Kneipe oder Disco abzudecken hätte. 
Aber nein, es wird doch tatsächlich verlangt, dass hiervon der Strom bezahlt wird. Lebensmittel sind auch angesagt - und auch hier wird schnell klar, dass der Kaviar als erstes von der Einkaufsliste gestrichen werden muss. 
Mein täglich Stück Fleisch: mit Hängen und Würgen machbar, wenn man an anderer Stelle spart. Eine Fahrkarte für die Öffentlichen Verkehrsmittel gehört auch zu den dringlichen Dingen auf der Liste, denn das heißgeliebte Auto (egal wie klein oder groß) bleibt bei jedem nach wenigen Wochen oder Monaten auf der Strecke - Geld für Sprit? Versicherung und Steuern, jederzeit, wenn man dann auf's Essen verzichtet.

Für Damen wird es besonders grausam, wenn man auf einem Shopping-Trip dieses süße T-Shirt von Lakotz oder von-wem-auch-immer für NUR 40 Euro sieht und feststellen muss, dass man für die Kaufsumme alleine eine Woche lang leben könnte (sogar mir Fleisch, wenn's nicht gerade ein freilebendes, besonders glückliches argentinisches Edelmastrindersteak sein soll).

Kleidung kaufen an sich wird schon zum Problem, denn was ich hierfür ausgebe, fehlt mir irgendwo und irgendwann für Lebensmittel. Geht mal eines meiner geliebten Hightech-Geräte (Fernseher, Spülmaschine oder Waschmaschine) kaputt, steht man vor einem unüberwindlichen Problem...


Das sind nur einige wenige Beispiele aus einem Leben im Hartz-IV-Überfluss, wie es wirklich ist, wenn alles glattgeht und vor allem nur für eine einzelne Person - richtig spaßig wird es dann, wenn Frau / Lebenspartner und Kinder mit ins Spiel kommen. 

Und den Leuten, die den Hartz-IV-Empfängern mangelnden Umgang mit Geld unterstellen wollen, empfehle ich dringendst zwei Dinge: Zum einen natürlich, den oben angerissenen Selbstversuch und / oder stattdessen ganz einfach die Klappe zu halten und froh darüber zu sein, dass sie nicht in dieser Scheißlage sind, in die zu kommen sich wahrscheinlich jeder Betroffene schon seit seiner Kindheit gewünscht hat...

Donnerstag, 18. Juli 2013

Der amerikanische ... .... .... Freund?

Es ist schon mehr als traurig, was sich zur Zeit so an der Abhörfront tut. 
Abgesehen davon, dass ich bereits darauf hingewiesen habe, dass die die totale Ausspähung unserer persönlichen Daten, zu einem großen Teil auch unsere eigene Schuld ist, kann ich über die Beschwichtigungsversuche der politisch Verantwortlichen in Berlin mittlerweile schon nicht einmal mehr herzhaft lachen...

Merken die denn wirklich nicht, wie Gottverdammt dämlich die sich da aus der Geschichte herauszulavieren versuchen. 
Wie sich Frau Merkel, Herr Friedrich und Co. immer mehr selbst als Witzfiguren entlarven, die eigentlich niemand mehr - aber wirklich gar niemand, dessen IQ höher als 2,5 Punkte liegt - auch nur ansatzweise Ernst nehmen kann und sollte.
Peinlich wenn man sieht, wie verzweifelt ein Regierungssprecher Steffen Seibert - dereinst ein engagierter und Ernst zunehmender Journalist, der sich von Geld und Macht korrumpieren ließ - mit übernächtigtem Gesicht und unüberhörbarem Widerwillen in der der Stimme die hanebüchenen Erklärungen seiner Vorgesetzten dem Volk zu verkaufen versucht. Ihm merkt man zur Zeit richtig an, dass er die Scheiße, die er verkünden muss, selbst nicht glaubt - wahrscheinlich der letzte Ehrliche im Tross von Mutti Merkel...Der bedauert ganz sicher, dass er sich vor den Karren dieser Bagage hat spannen lassen.
Leider sehen die derzeitigen Umfragewerte ja so aus, dass das jetzige Bundeswitzfigurenkabinett auch das Nächste sein wird. Armes Deutschland - aber jeder bekommt nun mal die Regierung, die er verdient bzw. wählt oder auch auch nicht (auch durch Nichtabgabe meiner Stimme wähle ich letztendlich diese Dumpfbacken erneut).
Oder natürlich auch die entsprechenden Freunde...

Schön zu sehen, wie sich ein Bundesinnenminister auf nach Amerika macht, um den großen Bruder Obi Wahn Bama in der "Abhöraffäre" gehörig auf die Finger zu klopfen und dann hinterher kleinlaut in einem Interview vermeldet, ein jeder wäre doch selbst dafür verantwortlich, für die Sicherheit seiner Internetdaten zu sorgen. 

Boah, toll, hab ich vorher ja gar nicht gewusst!!

Ja glaubt dieser Dummbatz denn wirklich, dass irgendein Programm wie Norton, Kaspersky oder wie sie alle heißen mögen, den technischen Möglichkeiten der Spionageattacken auch nur einer Bananenrepublik ernsthaft gewachsen wären.
Ich wäre gerne dabei gewesen, wie er mit piepsiger, brüchiger Stimme seinem US-Amtskollegen die bundesdeutschen Bedenken in dieser Sache darlegte, dabei immer wieder mit der wegbrechenden Stimme zu kämpfen hatte und überhaupt wahrscheinlich nicht einmal die Eier in der Hose hatte, seinen Gesprächspartner mit festem, unbeugsamen Blick in die Augen zu sehen - stattdessen hat er wahrscheinlich seine Schuhspitzen angestarrt.
Naja, hätte er aufblickt, hätte er wohl auch gesehen, dass sich seine Gesprächspartner nur mit Mühe das brüllende Gelächter verkneifen konnten und ob der drohenden Lachattacke nur noch unter unsäglichen Anstrengungen stillsitzen konnten.

Lächerlich auch der Versuch auf zwei verschiedene Prism-Programme zu verweisen, die nichts miteinander zu tun haben sollen und eins sei ja nicht einmal geheim - aber was soll man von Ministern erwarten, die in einem Land an die Macht kamen, in der die Bild-Zeitung als Nonplusultra des Journalismus angesehen wird. 

Das ganze Bundeskabinett fände wohl im Falle einer - leider sehr unwahrscheinlichen - Abwahl nicht einmal bei einem Zeitarbeitsunternehmen eine neue Anstellung - obwohl DAS würde ich denen aus vollem Herzen wünschen.

Andererseits steht natürlich noch die Frage im Raum, wie man eigentlich mit Freunden umgehen soll und darf?
Ich muss ganz ehrlich sagen, auf Freunde, die mir jeden Tag aufs Neue zeigen, dass sie mehr oder weniger offen auf mich und meine Meinung oder Bedürfnisse scheißen, kann ich ich wirklich verzichten. Wie mögen wohl unsere Feinde auftreten, wenn sich unsere Freunde schon wie die letzten Arschlöcher aufführen?

Ich persönlich bringe den Amis schon lange keine freundschaftlichen Gefühle mehr entgegen.
War es als Kind noch mein Traum irgendwann mal eine Reise ins und durch das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" zu machen, erfüllt mich der Gedanke daran, schon beim Abflug auf dem deutschen Flughafen vorab in den Generalverdacht gestellt zu werden, ein potentieller Terrorist zu sein, mit mehr als nur Ekel. 
Als Freund muss ich nicht vor Betreten der Wohnung des anderen, eine Leibesvisitation über mich ergehen lassen. Oder vorher meine Bankdaten offen legen und Rechenschaft darüber ablegen, mit wem ich wann und wo und wie oft und vor allem in welchen Stellungen und Spielarten ins Bett zu hüpfen beliebe. Oder - um dem möglichen Diebstahl des Tafelsilbers vorzubeugen - gar meine Fingerabdrücke abnehmen lassen.
Ne, Obi Wahn Bama - der du dies natürlich jetzt auch lesen wirst - du bist alles Mögliche aber ganz bestimmt nicht mein, geschweige denn der deutschen Freund. 

Sollte man dich jemals Steinigen wollen - hebt mir bitte einen besonders großen Stein auf und lasst mir bitte den ersten Wurf...

Man gönnt sich ja sonst nichts.

Samstag, 13. Juli 2013

Alles in Dosen

Für mich gehört zum Samstag das eifrige Durchforsten aller diversen Angebotsprospekte der Supermärkte und Discounter. Sie ermöglichen es mir armen Hartz-IV-Empfänger, das bisschen Geld, über das ich verfüge, einigermaßen sinnvoll und sparsam für meine wöchentlichen Einkäufe zu verplanen.
Ich hab im Laufe eines über 50jährigen Lebens auch schon die unmöglichsten Dinge erlebt und immer geglaubt, mir sei garantiert nichts Menschliches mehr fremd - bis ich mir heute Abend beim Abendessen den aktuellen Penny-Prospekt zur Brust nahm.
Was gab es in meinem - schon recht langem - Leben nicht schon alles in Dosen?
Alle möglichen und unmöglichen Getränke in den unglaublichsten Variationen; Berliner Luft konnte sich der geneigte und etwas hirnamputierte Tourist schon in Dosen andrehen lassen - eine 60er- Jahre-Bluesrockband nannte sich gar "Hitze in Dosen" - Canned Heat.
Aber das eben schlug doch beinah dem Faß den Boden aus.
Wer mich kennt, weiß, dass ich ganz bestimmt nicht auf die Kauleiste gefallen bin und die Momente in meinem Leben, in denen ich mehr oder weniger sprachlos war, können selbst Insider wie meine Familie an beiden Händen abzählen und es bleiben mindestens noch 2 Finger übrig...

Penny-Prospekt gültig ab 15. Juli 2013;  Seite 11, eingekeilt zwischen einer 5er Packung BiFi und roter Tabasco-Pfeffersauce: BILLY BOY, Energy Drink.

Ja jetzt liege ich flach!
Natürlich kenne ich Billy Boy - wer nicht unter meinen Geschlechtsgenossen, auch wenn es früher schon mal markig hieß "Junge, sei mutig, Junge, sei stark - bums ohne Gummi - spar die die Mark" - aber der gute Billy war uns immer ein Begriff und als dann in den 80ern die neue Volksseuche namens Ätz - sorry Aids, damit sollte man besser keine Scherze machen - aufkam, da waren diese (zumeist noch verschämt zu dunkler, später Stunde am Automaten am Bahnhof gekauften) Schutzanzüge für unseren besten Freund ein unverzichtbarer Schutz bei unseren Bemühungen, unsere genetischen Anlagen möglichst breit in der Menschheit zu verstreuen und dieses Vergnügen möglichst auch zu überleben.

Aber das -
Ich bin nicht fantasielos. Science-Fiction ist schließlich meine bevorzugte Literatur, aber mir will das nicht in den Kopf: Billy Boy in Dosen. Okay, den Drink, den verinnerliche ich mir oral und frage mich natürlich, ob das jetzt der neue Weg der Verhütung ist. Ist das Energyzeug so heavy, dass es in meinem Körper die Spermienproduktion sofort unterbindet und damit die Vermehrungsgefahr vollends auf Null setzt? 
Vor allem - genügt die einmalige Einnahme dieses Getränks für einen lebenslangen, risikofreien Genuss des Geschlechtsverkehrs - oder muss ich mir das Zeug öfter in die Mütze kippen?
Okay - wenn's denn nicht der Drink ist, der verhütet. Ich hab ja schon davon gehört, dass einige Jungs (und auch Damen) den Verhüterli-Gebrauch aus Gründen einer Latex-Allergie ablehnen. Kann ich schon verstehen - was nicht geht, geht nicht.
Aber ich stolpere dann über die Frage: "Muss ich mir die leere Dose nach dem Getränkeverzehr über mein bestes Teil stülpen?" 
Und dann damit...? 
Nein, also wirklich. Das will ich mir dann jetzt doch nicht bildlich vorstellen.

Das Beste ist dann noch, dass für die Dose 25 Cent Pfand verlangt wird, was ja aus Gründen des Umweltschutzes durchaus lobenswert ist. Aber diese Dose nach vergnüglichem Gebrauch wieder zum Händler zurückbringen?
Was macht der dann mit meinem Genmaterial?
Gibt's dafür jetzt auch einen Markt?

Ne ehrlich, jetzt seid ihr dran...

Wir werden alle überwacht

Ach ja, hätte der gute, leider mittlerweile verstorbene österreichische Liedermacher Georg Danzer in den 70ern geahnt, wie wahr sein kleines Liedchen einmal werden würde...

Große Aufregung in der Bunten Republik seit mehreren Wochen

Entsetzen pur - Wir werden überwacht! 
Alle! 
Von den Amis! 
Von den Russen! 
Vom Nachbarn! 
Von wem auch immer!

Hey, seid ihr wirklich so naiv und überrascht über diese Veröffentlichung streng geheimer Informationen des Herrn Snowden? 

Okay, der Mann verdient unseren Respekt, dafür, dass er mal das sagt, was weltweit wirklich Sache und täglicher Usus ist. Zum Dank lässt man ihn jetzt auf dem Moskauer Flughafen verrecken oder er muss sich dem nächsten russischen Zaren Wladimir, dem Viertel-vor-Zwölften beugen und besser als von seinen eigenen erbosten Landleuten zu Tode gehetzt zu werden, wird's ihm da ganz sicher nicht gehen...

Aber - meine Postings haben immer einen Haken, ein ABER - so ganz neu ist das doch nun wirklich nicht. Klar, seit Ende des Kalten Krieges ballern die Geheimagenten nur noch im Kino wild um sich und versuchen, sich der Übermacht des Klassenfeinds zu erwehren. Aber James Bond oder Jason Bourne sind nicht die typischen Agenten des Computerzeitalters.

In unseren Zeiten ist es doch gar nicht mehr notwendig, lebendes Personal mit der Lizenz zum Abhören und vielleicht sogar zum Töten irgendwohin zu schicken. Vielmehr sorgen wir doch alle schon seit Jahren fleißig dafür, dass sich jeder - und ich meine JEDER, angefangen vom Nachbarn über den Chef bis hin zu Obi wan Amerikanski oder Zar Wladimir - bequem von zu Hause aus mit einem Wust an Informationen versorgen kann, die der moderne Weltbürger in seiner Einfalt tagtäglich mit wachsender  Begeisterung ins Netz stellt.

Ist doch klar, dass jeder Amateurspion ganz schnell weiß, dass ich von meiner Frau getrennt lebe, früher gerne und exzessiv mehr als nur einen Joint durch mein Gehirn gejagt habe, wie meine... aber lassen wir das...

Der moderne Agent ist denn wohl auch nicht mehr der drahtige, durchtrainierte Kerl mit Sixpack und charismatischem Sexappeal, sondern vielmehr irgendein sich ungesund ernährender, übergewichtiger Computernerd, der Mühe hat, den Weg von seinem PC zum  eigenen Bett zu finden...

Oder vielleicht sitzt auch euer Nachbar an den viel zu dünnen Zimmerwänden und erlauscht sich ein kleines Zusatzsalär. Ich weiß ja schließlich auch, wie's meine Nachbarn am Liebsten treiben und wie oft - den dünnen Zimmerwänden sei Dank!

By the way - seit knapp zwei Wochen führe ich diesen Blog und wenn ich mir meine Zugriffsstatistik ansehe, wird mir schon ganz flau im Magen, wer da alles so drauf zugreift - Russland, USA, Niederlande, Spanien, Brasilien, Vereinigtes Königreich, Italien, Japan und Pakistan kann ich da lesen. 

Toll, ich bin gefragt. 

Aber bevor meine Hühnerbrust vor Stolz anschwillt, stellt sich mir schon die Frage, habe ich in jüngster Vergangenheit was gegen Obama gesagt? Hab ich Wladimir Putin auch wirklich richtig lieb? Bewundere ich Bunga-Bunga-Politiker in gebührender Form?
Oder stehe ich jetzt auch auf irgendeiner Liste der subversiven Objekte, die es in Zukunft noch kritischer zu beobachten gilt? Sollte ich vorsichtshalber mein Testament machen, einen Flug in irgendeine Bananenrepublik buchen und dort rein prophylaktisch um Asyl nachsuchen?
Oder können mich all die Spanner und Möchte-Gern-Geheimdienstfuzzis auch weiterhin da lecken, wo es dereinst schon Johann Wolfgang von Goethe in seinem Meisterwerk "Götz von Berlichingen" vorschlug?

Klar doch, ich werde weiterhin meine Fresse aufreissen, wie ich's immer getan habe. Wenn irgendwem von den Politoberen nicht passt, was er hier liest - "Der Lauscher an der Wand hört seine eigene Schand" hat schon meine Oma immer gesagt...
Recht hatte sie!
In dem Sinne...

Donnerstag, 11. Juli 2013

Pest oder Cholera

Meine gewerblich-technische Qualifizierungsmaßnahme, in die die Jobbörse Leverkusen viel Geld investiert hat, endet in wenigen Wochen. Und obwohl die abschließende IHK-Prüfung zur Fachkraft für Lagerlogistik im November noch aussteht, wird es nunmehr wieder Zeit, sich den vielfältigen Angeboten auf dem Arbeitsmarkt zu widmen. 
Sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn da nach nunmehr über vier Jahren des Herumgammelns nicht endlich auch mal wieder eine Anstellung für meine Wenigkeit herausspringen sollte - immerhin habe ich mein größtes Manko - fehlende Qualifikation - in den letzten Monaten angegangen.
Eigentlich habe ich nichts anderes erwartet, als das, was mich dann nach Eingabe meiner Suchparameter bei der staatlichen Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit mehr oder weniger ansprang.

Im ersten Moment frohlockender, verhaltener Jubel - immerhin spuckt die Börse gut und gerne 200 Jobangebote in der näheren Umgebung aus - doch der zweite Blick offenbart dann das zuvor schon oft reklamierte Elend: 190 von diesen Stellen sind lediglich über Leiharbeitsfirmen zu haben, Das heißt dann nichts anderes, als Arbeit zu haben, ohne davon jedoch sich selbst - geschweige denn Frau und Kind - ernähren zu können.

Es ist schon eine richtige Seuche.

War die ganze Leiharbeitsgeschichte zu Beginn nur ein Nebenzweig des Arbeitsmarktes, bei dem man sich saisonale Arbeitskräfte relativ unkompliziert besorgen konnte, um Auftragsspitzen im Betrieb auffangen zu können und ohne langfristig an nicht weiter benötigte Mitarbeiter gebunden zu sein, ist dieser Zweig nunmehr vollkommen marktbeherrschend.
Kaum noch ein Arbeitgeber schreibt seine offenen Stellen auf dem freien Markt aus, sondern beauftragt direkt die moderne Form der Sklavenhändler mit der Beschaffung von Arbeitskräften. Und das nicht etwa, weil Leiharbeiter - wie viele heutzutage immer noch zu glauben bereit sind - den Arbeitgeber billiger kämen. 

Nein, nein, nein - ganz und gar nicht. 

Teilweise kann ein Leiharbeiter einen Unternehmer sogar teurer kommen.
Aber der große "Vorteil" an einem Mitarbeiter auf Leihbasis ist halt der, das man zum ersten die ganzen Lohnnebenkosten auf den Verleiher abwälzen kann und vor allem - man hat keinen Ärger mit dem Mitarbeiterpack.
Es war noch nie so einfach Leute wieder aus seinem Betrieb zu bekommen, wie heute. Der/die Leihmie (ich weiß, blöde Wortschöpfung) ist krank - kein Problem, der Sklavenhändler hat Ersatz auf Lager. Der/die Leihmie hat Urlaub - sofortiger Ersatz wird natürlich prompt geliefert. Und die Nase des/der Leihmie passt mir nicht - aber hallo, ganz schnell einen anderen her!

Das ist die eine Seite.

Die andere Seite, die des Verliehenen, des modernen Sklaven - sieht bei weitem alles andere als rosig aus. Von ihm wird verlangt, den gleichen Einsatz zu zeigen, die gleiche Arbeit zu verrichten wie die im Betrieb direkt beschäftigten Kollegen und bekommt dafür aber zwischen 40 und 60 % weniger Lohn. Einen Großteil streicht der Sklavenhändler ein, inklusive natürlich eventueller Zulagen für Mehrarbeit und so weiter - da kommt in den seltensten Fällen auch nur ein Cent beim Arbeiter selbst an.
Es liegt im Interesse der Verleiher, Geld zu verdienen. Soll er auch - eine einmalige "Kopfprämie" auf eine vermittelte Arbeitsstelle findet durchaus meine Zustimmung.

Aber es ist nur noch als Sauerei zu bezeichnen, wenn ein Leiharbeiter auf Monate und oftmals Jahre hinaus einen Großteil des ihm zustehenden Lohns vorenthalten wird. In den meisten Fällen bleibt so wenig übrig, dass man trotz Arbeit gezwungen ist, beim Amt betteln zu gehen, um sich und seiner Familie das gesetzlich garantierte menschenwürdige Dasein zu ermöglichen.
Wobei sich hier gerade die Frage auftut, was an dieser Vorgehensweise noch menschenwürdig ist.
Die einen buckeln sich krumm - und andere sitzen mit ihren fetten Ärschen in irgendwelchen Büros, machen einen auf dicke Hose und sind letztendlich die größten zur Zeit freilebenden Ausbeuter unserer Gesellschaft. Leider werden sie auch noch vom Staat gefördert, da man mit ihrer Hilfe die Arbeitslosenstatistiken so wunderherrlich beschönigen kann.

Arbeit soll sich lohnen postulierte dereinst ein namhafter FDP-Politiker, nachdem er im Satz zuvor noch alle Hartz-IV-Empfänger als faule Schweine und Parasiten bezeichnet hatte (naja, er hat's mit wohlfeinen Worten gesagt, aber genau das gemeint), und der seitdem nicht nur alle gesetzlichen Versuche zur Einführung eines Mindestlohnes torpediert, sondern sich auch noch erdreistet zu behaupten, dass hier eine Untergrenze von um die 7 Euro vollkommen ausreichend sei. 

Ich frage mich immer wieder in welcher Welt diese vollgefressenen Politiksäcke wohl leben - ganz sicher nicht in der meinen oder der von vielen Millionen anderen Menschen in diesem Land.

Vielleicht wird es mal Zeit für einen richtigen Sklavenaufstand und danach kommen alle die klugscheißenden Politiker mal für einige Monate in die Leiharbeit oder noch besser gleich als Rudersklaven auf eine Galeere - immer den Rhein rauf und runter, ohne Unterlass, bis denen ihre Unverfrorenheit aus allen Poren läuft...

Ach ja, wieder einmal ganz schön ausgeschweift, der Wolf, der alte Meckerfritze...

Und so sitze ich da mit der Wahl zwischen Pest und Cholera und hab mir fest vorgenommen, mich nicht versklaven zu lassen. Ich hab mehrere Jahrzehnte mein Scherflein in die Staatsbeutel hinzugefügt und werde mich jetzt nicht verarschen lassen, von Leuten, die mein sauer verdientes Geld weltweit zum Fenster rausschmeißen, den großen Wohltäter spielen und ihre eigenen Bürger am liebsten verrecken lassen würden...

Entweder ich bekomme Arbeit und eine Entlohnung, von der ich meine Familie und mich, ernähren kann (will ja gar keinen Luxus...) oder ich lehne mich zurück ins soziale Netz, wie es viele andere in diesem Land tun, die noch nie im Leben einen Finger krummgemacht haben oder die gar aus dem Ausland hierher gelockt wurden, mit dem Versprechen, hier fließe Milch und Honig im Überfluss und UMSONST...

Oder als Alternative kann ich mich ja auch einfach in die Ecke setzen und verrecken, dass wäre wohl den meisten am liebsten....

Samstag, 6. Juli 2013

Älter werden

Der erste zögerliche Sonnenstrahl, der sich heute früh morgens - irgendwann so kurz nach Fünf - durch das Dachfenster meines Schlafzimmers stahl und auf meinen rechten großen Zeh traf, löste in guter alter Otto-Waalkes-Manier einen Dialog zwischen Zeh und Großhirn aus, der darin gipfelte, dass ich jäh aus dem Schlaf gerissen wurde und mich in dem Glauben,  ein junger dynamischer Gott zu sein, in die Höhe fahren ließ.

Grober Fehler!

Man sollte nie dem ersten Impuls beim Aufwachen folgen, der einen glauben lässt, man sei jung und knackig und in der Lage, ohne jegliche körperliche Mühe ganze Grasbüschel samt Wurzeln aus dem Erdreich zu rupfen - denn leider meldet sich die Realität schon im nächsten Moment vehement und gnadenlos: Aus der gleitenden Bewegung des Aus-Dem-Bett-Federns wird unvermittelt der unterdrückte Aufschrei schmerzender Knochen aus allen möglichen bekannten und unbekannten Regionen des vermeintlich jugendlichen Adonis-Körpers.

Naja, sei ein Mann, so ein bisschen Zipperlein ist normal und wird dich doch hoffentlich nicht aus der Bahn werfen...

Also rübergewankt ins Bad und dann der Blick in den Spiegel. 

Blankes Entsetzen durchflutet mich und der erste Impuls ist, dass mir ein vollkommen Fremder entgegenblickt; nein, DIESES zerknitterte Antlitz kann doch nicht meines sein! All die Falten und dieses spärliche graue Haar, dass sich in einem letzten verzweifelten Aufbäumen in alle Windrichtungen reckt - nein, nein und nochmals NEIN: Das kann ich nicht sein, das bin ich nicht!
Hatte ich nicht letztens noch volles lockiges Haar? Wie war doch noch dessen Farbe? 

Und diese Kraterlandschaft da im Spiegel vor mir - Charles-Bukowski läßt schön grüßen ("Mein Gesicht? Das war ein Unfall... ein Besoffener, der vor's Auto lief... der Besoffene war ich").

Wow!

Ist es denn tatsächlich schon sooooo lange her, dass ich an meinem 30. Geburtstag vor'm Spiegel stand und mir 5 bis 7 Stunden lang einreden musste, dass ich nunmehr ALT sei, obwohl mir mein Job (Mitarbeiter eines Jugendhauses) ewige Jugend vorgaukelte?
Oder die großkotzige Party zum 40. Geburtstag, an der wir in heiterer Runde gar fröhlich das Hinscheiden meiner Jugend zelebrierten und keinen Gedanken daran verschwendeten, das das wirkliche Elend ja jetzt gerade erst begann...
Und der 50. - hatte ich nicht eine große Party mit Reunion unserer alten Band geplant, ein Riesen-Event mit hunderten von Gästen? 

Und was hab ich getan stattdessen? 

Zwei Tage Urlaub genommen, mich in einem kleinen Zimmer eingeschlossen und bitterliche Tränen darüber vergossen, JETZT WIRKLICH alt zu sein. Den richtigen Umgang mit Gehhilfen, Rollator und Rollstuhl habe ich so verbissen geübt, wie damals in der Fahrschule den Umgang mit einem Auto.
Aber ich bin natürlich wie immer vom Thema abgekommen.

Diese alte Fratze, die mich da morgens angrinst - etwas hilflos und verzweifelt - kann das tatsächlich ICH sein? Ich fühle mich doch eigentlich noch...
Ja wie fühle ich mich denn?

Realitätsverlust - damit fängt es - glaube ich - an, das Älter werden.

Hatte ich nicht irgendwo mal gehört oder gelesen, man würde weise im Alter. Irgendwas von würdevollem Altern?
Gottverdammich - ich bin so vieles, aber ganz bestimmt nicht weise - und wo ist die Würde des Alters bei mir geblieben? 
Hat das morgendliche Zipperlein, das immerwährende Knacken, Ziehen und Stechen quer durch den ganzen Körper etwa was Würdevolles? 

Hatte ich überhaupt mal Würde? 

Oder ist die mir in der bewegten Jugend zwischen dem 796. Bier und dem 814. Joint einfach so abhanden gekommen - oder hat sie mir irgendwer in einem unbedachten, rauschgeschwängerten Moment schlichtweg entwendet, zappzerapp - geklaut?

Nee - Alter, das Spiegelbild früh morgens hat nun so ganz und gar nichts mit Würde zu tun und das Beste, was du da tun kannst, ist dich ganz schnell wieder ins Bett zu bewegen und darum zu beten, dass dich beim nächsten Aufwachen im Spiegel wieder der alte, jugendliche Wirrkopf begrüßt.

Die Hoffnung stirbt halt zuletzt...

Älter werden ist auf jeden Fall ganz und gar nicht mein Ding...

Donnerstag, 4. Juli 2013

Rentendesaster

Da empört sich heute morgen doch tatsächlich ein Rentner bei farcebook, über die Höhe der diesjährigen Rentenerhöhung. Lächerliche 0,25 Prozent - ja, aber immerhin, man hat sich doch dazu herabgelassen, diejenigen, die man jahrzehntelang ausgenommen hat, an dem immensen Wohlstand unseres Landes teilhaben zu lassen.

Also wirklich, wie kann man damit denn nicht zufrieden sein?

Schließlich muss das mühsam erwirtschaftete Geld der Steuerzahler sinnvoll in die Rettung maroder Banken umgeleitet werden, deren Manager sich darauf beschränken die Hände für immer höhere Gehälter und Prämien aufzuhalten und darüber das Arbeiten glatt zu vergessen - wozu denn auch, gibt doch diverse Rettungsschirme unter die man im Falle eines Falles schnell schlüpfen kann?

Oder die armen Griechen... versteht mich nicht falsch, ich liebe Griechenland, bin gerne da in Urlaub gewesen und Land und Leute sind mir ans Herz gewachsen - aber mal ehrlich: Dass vor dem Euro-Eintritt die Bilanzen schöngefälscht wurden, hab sogar ich als unbedarfter Normalbürger mit einem durchschnittlichen IQ schon ziemlich früh mitbekommen - reagiert hat aber trotz Presse-Empörung keiner von denen, die ihre Ärsche hätten bewegen sollen. 

Dann kamen Island, Portugal, Spanien, vielleicht demnächst noch Italien dazu - aber in langen Palavern wurde halt beschlossen, dass die europäischen Steuerzahler und leider allen voran, die durch die jüngere Geschichte eh schon mit dem Makel des Bösen befleckten Deutschen, für die Fehler der Politiker geradezustehen haben. Sind sie doch auch selbst Schuld, wenn sie länderübergreifend nur Torfnasen und Bunga-Bungas in ihre Regierungen wählen...

Und der nächste Kandidat ist auch schon nicht mehr ante portas, wie seinerzeit Hannibal vor Rom, sondern seit dem 1. Juli mittendrin im EU-Getümmel und frohlockt auch schon, dass es bei ihm ja an einigem harkt aber die Europäische Union wird uns da schon mit Zuschüssen raushelfen ... Ja hallo, haben denn da so einige den Knall nicht gehört?

Was frage ich denn überhaupt...

In Rumänien lauern tausende kinderreiche Angehörige einer nirgendwo gern gesehenen Minderheit darauf, dass sie endlich nach Deutschland einreisen dürfen, weil bei der "Frau Merkel, da fließt Milch und Honig", da ist das Paradies, wo man hinkommen kann mit einer Bande hungriger Kindermäuler (Bitte nicht denken, ich hätte was gegen Kinder...) und dann gibt's Kindergeld in rauen Massen - wozu soll man seinen Arsch denn da noch bewegen? 

Kinder sind doch ein gutes Kapital. Ist doch viel bequemer, aus anderer Leute Tasche etwas (möglichst viel und alles) abzugreifen, als selbst seine müden Knochen mit unnötiger Arbeit zu zerstören. 

Ja und dann wundert sich der deutsche Rentner darüber, dass von dem Geld, dass er jahrelang erwirtschaftet hat, nichts mehr für ihn übrig ist. Er ist doch selbst schuld, dass er sich so hartnäckig weigert, von der Lebensbühne abzutreten...

Aber trotz allem - versteht mich nicht falsch - ich hab nichts gegen Rentner. Schließlich droht mir dieses Schicksal ja auch, wenn mir nicht noch vorher der Löffel aus der Hand fällt - und ehrlich gesagt, mir graust davor....

Mittwoch, 3. Juli 2013

Am Anfang...

... schuf Gott Himmel und Erde.
Stopp.
Eine neue Bibel will ich ja gar nicht verfassen - aber ich brauche einen Platz, an dem man sich mal so richtig ausmeckern kann. An dem man sagen kann, was man gerade denkt, auch wenn's nicht politcal correct ist, wie's heute so schön heißt. 
Oder auch, wenn ich von vorneherein weiß, dass ich mit dem, was mir gerade durch den Kopf geht, ganz schön anecken werde, kann oder auch will. 
Angepasst sind andere, das ist nicht mein Ding.
In unregelmäßigen Abständen werde ich mir hier so richtig Luft machen und das, ohne dass farcebook mir vorschreibt, was ich zu sagen oder denken habe - meine ganz eigene, verquere Welt halt - Reiner Wolfs (un)heile Welt...