Samstag, 25. Januar 2014

Unendliche TV-Abgründe



„Der Typ wollte doch nicht mehr rummeckern und ungefragt seinen Senf dazugeben!“
Ich kann’s schon hören, dass einige der Leser dies jetzt denken. Recht haben sie – aber, ich erlaube mir, es da mal mit den Worten des Altkanzlers Konrad Adenauer zu halten, der einmal auf einen offensichtlichen Gesinnungswechsel angesprochen, markig antwortete: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“
Und in dem Sinne werde ich mich im Folgenden mal wieder über die Niederungen der menschlichen Seele auslassen – oder noch besser über so ein unsägliches (von ach so vielen) TV-Ereignis, das im Moment (glaubt man BILD und EXPRESS) ganz Deutschland bewegt – das Schunkelkämp.
Ganz Deutschland?
Aber Hallo!
Gottverdammich nochmal – aber ganz sicher NICHT!
Ein einsamer TV-Verweigerer wehrt sich gegen die Verblödung.
Was soll der Scheiß mit diesen unsäglichen XYZ-Promis, die irgendwann mal als A-Promis gegolten haben mögen (aus welchem nicht nachvollziehbarem Grund auch immer) und im Laufe der Jahre oder manchmal gar nur Monate wieder hinabgeschleudert wurden in die Niederungen der Unbedeutsamkeit? Warum muss man solche offensichtlichen Knallchargen ausgraben und mit Gewalt wieder ins Licht der Öffentlichkeit zerren, um sie dann in einen Dschungel zu schicken, wo sie sich gegenseitig angeifern können und unsäglich dämliche Prüfungen absolvieren müssen, die der normale Fünfjährige im Kindergarten schon aus gutem Grund verweigert?
Ich bin ein Star – holt mich hier raus!
Geschissen – muss doch wohl ehr heißen „Ich bin dumm wie Schifferscheiße – sperrt mich ganz schnell weg – und vergesst nicht, den Schlüssel in ein ganz tiefes Loch schmeißen!!!“
Das ist doch von allem Niveaulosen, was einem geboten werden kann, das Allerletzte. Das ist ganz tief unten im Abgrund, da wo man nicht einmal mehr den Hauch irgendeines wie auch immer gearteten Niveaus auch nur erahnen kann.
Mir doch scheißegal, ob Promi A größere Möpse hat als Promi B und die sich deshalb vor laufenden Kameras anzicken.
Ebenso schnuppe ist es doch wohl, ob Promi C den Spargeltarzan gibt und sich im Wettbewerb beim Kakerlaken essen als Weichei oder Insektengourmet entpuppt. Und ob Promi D hinter der nächstbesten Palme Promi E in den Arsch fickt… ach, lassen wir das…
Wenn ich jetzt darauf hinweise, dass die Lust der Bevölkerung, sich so einen Scheiß auch noch mit wachsender Begeisterung regelmäßig anzusehen, auch auf das Niveau des Publikums schließen lässt, werden sich die letzten drei noch verbliebenen Freunde auch noch endgültig von mir abwenden.
Aber egal!
Leute – denkt doch mal nach! Wie tief kann man denn noch sinken?
Dass der Konsum der TV-Programme in vielen Fällen nicht zur Anhebung des durchschnittlichen Bürger-IQs beiträgt, mag ja schon zu allen Zeiten so gewesen sein.
Aber was dem geneigten Fernseher da in den letzten Jahren angeboten und von diesen mit wachsender Begeisterung auch noch goutiert wird….
Himmel – glaubt denn wirklich einer von Euch, Dieter Bohlen wäre ein „Pop Titan“?
Wenn ich diesen Begriff schon höre, will mein Magen seinen Inhalt unweigerlich vor den nächstbesten Füssen entleeren.
Und dann diese unglaublichen Castings mit Menschen, deren Talent von minimal bis gar nicht vorhanden reicht – wo nur zählt wie schräg der Kandidat ist oder wie groß die silikonaufgemotzten Brüste der Kandidatinnen. Ist schon mal jemandem aufgefallen, dass von zehn der Teilnehmer mindestens 15 nicht einmal einen von 20 Tönen treffen?
Wenn ich so in der Badewanne singen würde, hätte man mir längst die Wasserleitungen aus der Hauswand gerissen, um das Elend zu beenden.
Aber im Fernsehen?
Je blöder das Angebot, desto begeisterter das Publikum!
Da kann ich doch nur sagen: Halleluja!
Und ist dabei schon mal jemals ein sogenannter „Superstar“ herausgekommen?
Hah!
Nicht, dass jetzt jemand glaubt, ich hätte mir jemals auch nur mehrere Minuten solcher unsäglicher Fernsehverblödungen angeguckt – ne, wirklich nicht und ich hab’s auch nie im Leben vor. Es reicht, an der Bushaltestelle einen Blick auf die Schlagzeilen der oben genannten Boulevardblättchen zu werfen (die ich auch nicht kaufe oder lese, da ich Klopapier nun mal schon zeitlebens lieber auch aus Qualitätsgründen grundsätzlich auf der Rolle kaufe).
Na ja, aber ich weiß natürlich, dass trotz dieses Beitrags heute Abend wieder ein Großteil der Bevölkerung mit Schaum vor dem Mund vor eben diesem Programmangebot sitzen wird und sich denkt „Man, wie geil, der A muss jetzt Kamelpisse mit Vanillepuddigpulver trinken… Ich weiß gar nicht, was der Wolf hat – ist doch voll abgefahren, was mir hier geboten wird…“
In dem Sinne –
Macht euch einen schönen Tag mit einem schönen TV-Ausklang….

Samstag, 18. Januar 2014

Das Oktoberfest-Debakel



Wutverzerrte Gesichter plötzlich reihum.
„An den nächsten Baum g’hört so oaner!“ ereiferte sich jemand in finsterstem bayerischen Dialekt und riesige Bauernpranken griffen unkontrolliert nach Harry, der einen schnellen Blick in die Runde warf. Seine Freunde wurden ebenfalls von einer sich erregenden Masse trachtengewandeter Kleiderschränke bedrängt und Harry entschloss sich gemäß seinem jahrhundertealten Familienmotto „Angst? Hab ich keine – aber Laufen kann ich!“ den taktischen Rückzug einzuleiten und bahnte sich den Weg durch die aufgebrachte Menge.
Er sah, dass seine Begleiter sich ebenfalls aus dem Mob lösen konnten und dann nahmen sie alle die Beine in die Hand; machten, dass sie von der Theresienwiese kamen und möglichst eine größere Distanz zwischen sich und die erzürnte Bayernmeute brachten. Während er rannte nahm sich Harry zum x-millionsten Male vor, endlich mal zu lernen, sein großes Maul zu halten…
Was, zum Teufel, war jetzt schon wieder passiert?

1986 verschlug es Jochen, einen alten Kumpel Harrys beruflich von Burscheid nach Fürstenfeldbruck und so ergab sich für ihn und einige Freunde, die Gelegenheit, endlich mal den langgehegten Wunsch, das Münchener Oktoberfest zu besuchen, in Angriff zu nehmen. Schließlich hatte man das dringendste Problem – ein erschwingliches Nachtquartier zu finden – mit Jochens Emigration nach Bayern auf elegante und kostengünstige Weise gelöst.
Und so brachen eines späten Freitagnachmittags Harry, Horst, Uwe und dessen Arbeitskollege Thomas mit einem nächtlichen Bummelzug von Köln aus auf ins entfernte Bayern, um Jochen heimzusuchen und dann in trauter Runde am Samstag einen vergnüglichen Nachmittag oder Abend auf dem berühmtesten Volksfest der Welt zu verbringen, bevor man sich dann Sonntags wieder Richtung Heimat aufmachen wollte.
Natürlich waren die mitgeführten Biervorräte schon nach kurzer Zeit aufgebraucht und der mobile Getränkeverkäufer, der mit seinem Wägelchen durch die Abteile zog, machte auf dieser Tour trotz seiner überzogenen Preise einen beträchtlichen Umsatz.
Die vier belegten vergnügt ein freies Abteil und waren voller bierseliger Vorfreude, die auch nicht gestört wurde, als sich eine einzelne Dame in ihr Abteil verirrte, sich in eine Ecke setzte und sich dann in ein Buch vertiefte. Alle vier waren natürlich zu den üblichen derben Späßen aufgelegt und irgendwie musste sich Harry hier wieder einmal besonders hervorgetan haben, denn urplötzlich sprang die lesende Dame auf und sah mit zornfunkelnden Augen in die Runde, während sie ihr Gepäck ergriff und die Abteiltür aufriss.
„Der da“, und sie zeigte mit zitterndem Finger auf Harry, der noch den Lachkrampf seiner letzten Zote verarbeiten musste.“ Der da ist ja wohl der absolute Frauenfeind! Hier bleibe ich keine Minute länger!“
Sprach’s und verschwand wutschnaufend aus dem Abteil.
Die vier sahen sich verständnislos an und feixten.
„Fuchs, du Weiberfeind“ grinste Uwe. „Du vergraulst uns aber auch immer die Frauen!“
Harry zuckte nur die Schultern und war sich keiner Schuld bewusst, schließlich hatten sie alle nur die üblichen Männerzoten auf einer Sauftour von sich gegeben – na ja, vielleicht hatte Harry hin und wieder noch ‚ne Schippe extra draufgelegt. Konnte vorkommen, wenn ihn der Teufel ritt. Und bei dieser Tour hatte er verdammt gute Laune.
Der Vorfall war nach der nächsten Runde Büchsenbier aber eh schnell wieder vergessen.
Kurz darauf gingen zwei Frauen an dem Abteil vorbei, sahen kurz in die Runde und Uwe und Horst winkten eifrig. Auf dem Rückweg kamen die beiden, bewaffnet mit einigen Bierdosen ins Abteil.
„Hey, die Sonne geht auf!“ grölte Horst.
„Sach jetzt nix falsches, Alter“, warnte Uwe mit einem Funkeln im Blick und schubste Harry in die Seite.
Harry machte ein unschuldiges Gesicht und grinste eine der beiden Blondinnen an, die prompt neben ihm Platz nahm.
Es stellte sich heraus, dass zu den beiden – ach wie passend – noch zwei weitere Freundinnen gehörten, die in einem benachbarten Abteil warteten. Die vier Mädels waren auf Kegeltour irgendwohin in den Süden – wohin interessierte weder Harry noch seine drei Begleiter. Nach kurzer Zeit waren alle vier Frauen in ihrem Abteil und in bierseliger Laune waren bald Zungen und Hände all überall auf munterer Entdeckungstour.
Wäre zu der Zeit ein Schaffner ins Abteil gekommen, hätte er sicherlich geglaubt, das biblische Sodom samt Nachbarstadt Gomorrha wäre in dieses Abteil verlegt worden und Harry dachte im Nachhinein, dass Frauen alleine auf Kegeltour nicht Opfer sondern aktive Jägerinnen wären, denn geziert hatte sich keine der vier, obwohl alle erzählten, verheiratet zu sein. Im Hinterkopf notierte sich Harry, sollte er jemals heiraten, würde er seiner Frau – wenn schon nicht das Kegeln an sich – aber auf jeden Fall Kegeltouren im Alleingang untersagen…
Bevor aus dem fröhlichen Knutsch-Inn eine wüste Orgie werden konnte, erreichten die vier Mädels ihren Zielbahnhof und den Rest der Fahrt verbrachten Harry, Horst, Uwe und Thomas zunächst mit der Vernichtung weiterer Bierdosen und zuletzt mit einem unbequemen Nickerchen in den Abteilsitzen, bevor man in den frühen Morgenstunden München und etwas später Fürstenfeldbruck und Jochens Wohnung erreichte, wo die vier im Wohnzimmer quer auf dem Boden verstreut erst einmal den versäumten Schlaf nachholten, um für die nachmittags geplante Tour zur Wies’n gerüstet zu sein.
Am frühen Nachmittag war man wieder fit, geduscht und gestylt und frohen Mutes ging es zum S-Bahnhof Fürstenfeldbruck, wo in einer nahen Gaststätte erst einmal für eine solide Biergrundlage gesorgt wurde, bevor es dann weiter ins gelobte Land – sprich zum Münchener Oktoberfest ging.
„‘ne etwas größere Kirmes“, resümierte Uwe nach einem ersten Rundgang über die berühmte Wies’n, „nur mit horrenden Preisen.“
Die anderen konnten ihm da aus ganzem Herzen zustimmen. Letzten Endes war das Ganze ein gigantischer Nepp mit bemühter bayrischer Volkstümlichkeit, zugeschnitten auf die zumeist auch ausländischen Besucher, die im Anschluss heimreisen und in ihrer Heimat verbreiten würden, dass in Deutschland alle in bescheuerten Lederhosen und mit komischen Hüten rumlaufen würde – die Damen würden alle ihre Auslagen in enge Dekolletees quetschen, die jederzeit aus allen Nähten zu platzen drohten und als Gipfel des Ganzen, würden sich alle hemmungslos besaufen und dabei zu Blasmusikkapellenbegleitung schunkeln und Schweinshaxen in sich reinschaufeln, bis sie von den Bänken fielen…
Irgendwann fanden die fünf einen Platz vor einem der vielen Zelte, in denen die großen Gaudi-Shows für Promis und andere halbseidene Möchtegerns stattfanden und bestellten sich voller Vorfreude ihre ersten Runde Wies’n-Maß.
„Eh“, maulte Harry und starrte auf den Krug vor sich, in dem der schwindende Schaum leidlich Zeugnis davon ablegte, dass die Maß keine Maß war. „Könnt ihr auch mal richtig voll Zapfen?“
Die Kellnerin – ein Baum von einer Frau, die mühelos 10 und mehr der Ein-Liter-Krüge stemmte, bedachte ihn  mit einem verächtlichen Seitenblick und murmelte etwas wie „Preiß ‘n halt.“
Und verschwand wieder.
„Komm, hör auf zu meckern“, Horst hob seinen Krug und alle stießen sie an. „Lasst uns lieber anfangen…“
Es kam Runde auf Runde – leider immer wieder in nicht vollgezapften Krügen und aller Protest nutzte nichts. Die Bedienung würdigte sie nur mit verächtlichen Blicken, ohne natürlich das Kassieren zu vergessen. Für die nichtvollen Gläser gab es natürlich auch kein Trinkgeld. Nichtsdestotrotz stieg die Laune der fünf immer mehr und es gab gar erste Verbrüderungen mit lederbehosten Einheimischen und deren zumeist in viel zu enge Dirndl gezwängten Begleiterinnen.
Irgendwann kam zum wiederholten Male eine nicht vollgezapfte Runde an und neuerliches Gemecker der „Preußen“ wurde mit Verachtung abgestraft.
„Warum, zum Teufel“, hob Harry plötzlich an. „Warum und worauf seid ihr gottverdammten Bauern eigentlich so verdammt stolz, ja geradezu arrogant?“
Er hatte sich erhoben, nahm einen tiefen Schluck aus seinem Krug und starrte die Gesellschaft an seinem Tisch an, die inmitten des Oktoberfesttrubels auf einmal ganz still wurde.
„Ja, worauf bildet ihr euch so verdammt viel ein? Ihr Bauern…“
Horst und Uwe winkten ihm, er solle still sein und rollten verzweifelt mit den Augen – aber Harry war wieder einmal in seinem Element, obwohl schon bei der Bezeichnung „Bauern“ die meisten Blicke nicht mehr von Neugier sondern von unverhohlener Wut zeugten.
„Doch nicht etwa auf so einen schwulen, beknackten Lackaffen mit seinen lächerlichen Schlössern…“
Es hätte eine tolle Rede werden sollen aber mit einem Mal schlug Harry der blanke Hass entgegen. Kleiderschränke in (lächerlichen) Lederhosen sprangen auf und knallten ihre Bierkrüge vor sich auf die Tischplatte. Einer krempelte demonstrativ seine Hemdsärmel auf und schickte sich an, um den Tisch herum zu kommen.
„Der hatte doch voll einen Hau weg…“ wollte Harry fortfahren.
„Hängt ihn auf!“ forderte jemand. „Der lästert den Kini!“
„Ja, an den nächsten Baum g’hört so oaner!“ ereiferte sich ein anderer und auch Harry sah ein, dass er irgendetwas Falsches gesagt haben musste und in Anbetracht der wütenden Masse vor ihm, entschloss er sich, schleunigst das Weite zu suchen.
Zum Glück war er klein, dick und wendig und so entschlüpfte er seinen nächsten Angreifern und schaffte es, in der Menge der anderen Besucher unterzutauchen. Nur aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass seine Freunde seinen Rückzug mitmachten und zum Glück war es nicht weit, bis um die nächste Ecke, wo sich Harry nach Luft schnappend gegen die Hauswand lehnte und vorsichtig zurückblickte und dankbar sah, dass ihm außer seinen Freunden niemand folgte.
Uwe schritt sogar relativ lässig voran und schwenkte den halbvollen Bierkrug, den er in dem Getümmel mitgenommen hatte und nahm einen tiefen Schluck.
„Also eins ist sicher, Harry“, grollte er und wischte sich den Schaum aus dem Schnäuzer, „Mit dir Großmaul war ich zum letzten Mal auf dem Oktoberfest!“
Auf der Rückfahrt am nächsten Tag konnten alle wieder darüber lachen – aber tatsächlich reiste niemand aus der Gruppe jemals wieder zum Oktoberfest…

Sonntag, 12. Januar 2014

Was das Jahr 2014 wohl bringen wird






Der aufmerksame Leser wird schon gemerkt haben, dass in meinem Blog in den letzten Wochen ein inhaltlicher Richtungswechsel stattgefunden hat, der sich weg von den Motzereien über jedes auch nur gerade anstehende wie auch immer irgendwie aktuelle Thema hin zu mehr Erzählungen (Kurzgeschichten) über einen Chaoten namens Harry bewegt.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht mehr so die große Lust, mich zu jedem aktuellen Thema auch noch auszulassen. Ich denke mal, es gibt genug Leute, die sich dazu berufen fühlen, jede Sau durch jedes Dorf zu treiben und das – wenn erforderlich – auch mehrmals.

Klar, in der letzten Woche lieferte mir mein Lieblingsfeind – die Kirche, und diesmal sogar in Kooperation beider Konfessionen – wieder einmal eine Steilvorlage, bei der es mich durchaus in den Finger gejuckt hat, auch hierzu meinen „polemischen und inhaltlich wie sachlich unangebrachten“ Senf hinzuzugeben. Schließlich ist es schon starker Tobak, wenn sich beide Kirchen im Rahmen einer in Baden-Württemberg stattfindenden Diskussion über die künftigen Lehrinhalte des Sexualkundeunterrichts an dortigen Schulen – man will da doch tatsächlich offen auch über Themen wie Homosexualität sprechen! - unisono dafür aussprechen, dass „Schluss sein muss, mit jeglicher Indoktrination im Schulunterricht“.

Ja, prima! Schrie es da förmlich in mir. Dann ist ja auch endlich Schluss mit dem mittelalterlichen Religionsunterricht, der ja auch eine nicht gerade gelinde Form der Indoktrination mit naturwissenschaftlich und historisch nicht haltbaren Inhalten darstellt…

Aber - geschenkt!

Auch, dass die katholische Kirche eben mal so im Vorbeigehen beschließt, 6300 Mitarbeiter des Weltbild-Verlages auf die Straße zu werfen, weil man kein Geld mehr in ein marodes, aber doch noch sanierungsfähiges Unternehmen stecken will – an anderer Stelle, aber das Geld nur so aus dem Fenster wirft…

Alles geschenkt!

Ob ich mich darüber echauffiere oder in China fällt mal wieder ein Sack Reis um – sollen sich andere darüber das Maul zerreißen. 

Allerdings behalte ich mir schon vor, im Falle eines Falles, hin und wieder dann doch mal wieder zu irgendeinem Thema ungefragt meinen Senf hinzuzufügen…

Der Blog wird in diesem Jahr mehr und mehr mit Erzählungen über einen Typen namens Harry und seine nicht minder seltsamen Freunde und Kumpane aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts angefüllt werden. Das wird reichen von der Aufarbeitung von Bundeswehrerlebnissen bis hin zu nicht gerade rühmlichem Seelenschmerz der Hauptfigur oder – wen wundert’s? – auch zu Geschichten, in denen es dem damaligen Zeitgeist folgend auch nicht immer politisch korrekt zugehen wird.

Natürlich dürfte jedem Leser klar sein, wer sich hinter Harry verbirgt.

Ich mache daraus auch kein Geheimnis. Harry ist sozusagen mein Alter Ego.
Ich habe in den letzten Wochen festgestellt, dass manche Stories besser funktionieren, wenn man sie aus der Distanz – in diesem Fall aus Sicht einer dritten Person – niederschreibt.
Denn das Schreiben dieser Stories ist schon ein kleines Teil auch Exhibitionismus: Zwar laufe ich nicht mit einem wallenden Mantel durch die Straßen und entblöße angesichts Fremder, die gerade mit einem Elektronenrastermikroskop unterwegs sind, meine Kronjuwelen – aber auch die Preisgabe alter Peinlichkeiten gehört in die Sparte Exhibitionismus.

Bleibt noch zu klären, warum mein Protagonist ausgerechnet Harry heißt – ein Name, der auf der Liste, wie ich vielleicht gerne geheißen hätte, hätte man mir nicht den Vornamen Reiner gegeben (wohlmerklich mit „ei“ wie der Reine….) ganz weit unten stehen würde. Aber auch hier hat mir das Leben in die Hände gespielt.
Ich hatte das Vergnügen  Mitte der 80er Jahre in der Burscheider Redaktion unter Andrea C. Stockhausen arbeiten zu dürfen, die mich über mehrere Jahre hinweg nicht nur ertragen, sondern auch schreibtechnisch gefördert hat.

Eigentlich war ich ja auch nur ein kleiner, freier Mitarbeiter, aber da Andrea wusste, dass die Schreiberei für einige Jahre mein Hauptbroterwerb war, hielt ich mich auch regelmäßig in den Redaktionsräumen auf und wurde dort dann mit weitergehenden Aufgaben betraut – und ich war halt immer einsatzbereit, wenn im Örtchen etwas geschah. Das verleitete Andrea dazu, mich – gegen meinen energischen Widerstand – immer öfter mit „Harry Hurtig“ anzureden und zu meinem grenzenlosen Entsetzen musste ich eines Montagmorgens gar feststellen, dass einer meiner Artikel mit dem Zusatz „von unserem Mitarbeiter Harry Hurtig“ gekennzeichnet war.

Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie schnell ich Sportverweigerer in diesem Fall wutschnaubend in der Redaktion einschlug – aber nach einem längeren Gespräch übernahm ich diesen Namen (auch weil der Kölner StadtAnzeiger ein Exklusivrecht an meiner Mitarbeit angemeldet hatte) als neues Kürzel HaHa, das dann noch einige Jahre lang benutzt wurde.
Ja, und als ich letztens für die Geschichte über den Virenbefall meines Computers (Angriff der Porno-Viren) einen Namen für den „Helden“ der Geschichte suchte, weil mir die Sache doch ganz schön peinlich war, griff ich irgendwie auf jenen Harry zurück, der dann in der Zukunft, in Geschichten wo ein Nachname erforderlich ist, Harry Fuchs heißen wird…

Im Übrigen denke ich darüber nach, die Blogbeiträge künftig nur noch über mein facebook-Profil und die entsprechende facebook-Seite https://www.facebook.com/groups/reinerwolfsunheilewelt/ zu posten, da der Bezug zu den Burscheider Gruppen immer mehr schwindet und ich nicht möchte, dass sich daran jemand stößt…

In dem Sinne – es scheint ein schöner Sonntag zu werden – macht Euch einen schönen Tag!