Donnerstag, 27. Februar 2014

Schnell abtauchen



Puh, ich hab’s gerade wieder mal so eben geschafft.

Jedes Jahr das gleiche Spiel.
Aber mittlerweile bin ich darin schon geübt. Weiberfastnacht ist für mich Ultimo.
Da heißt es – ganz früh raus aus den Federn und schnellstmöglich einen Rundgang durch die maßgeblichen Geschäfte machen und sich mit allem einzudecken, was der Mensch für fünf Tage zum Überleben braucht…
Ha, so mancher Jeck wird jetzt denken: „Klar, ganz einfach – Alkohol, Alkohol, noch mehr Allohol und willige Weiber (Kerle, um auch die weibliche Narrenvariante gebührend zu berücksichtigen)…“

Weit gefehlt!

Für mich brechen heute die fünf schlimmsten Tage des Jahres an.
Eine Zeit, in der alles auf den Kopf gestellt wird, sich niemand mehr normal benimmt und vor allem auch in fast jedem Fall gegen das gesetzliche Vermummungsverbot verstoßen wird, ohne dass diese immerhin im Gesetzeswerk aufgeführte Straftat auch nur irgendwie geahndet wird. Im Gegenteil – wie oft habe ich Ordnungshüter dabei ertappt, wie sie sich öffentlich und willig der Massenextase  hingegeben haben, ohne auch nur die kleinste Dienstaufsichtsbeschwerde fürchten zu müssen.

Es schüttelt mich, wenn ich daran denke…

Aber, wie bereits gesagt, ich habe vorgesorgt und hocke gerade in einem Berg Lebensmittel, die den Kühlschrank über die jecken Tage füllen und mein Überleben sichern sollen, ohne dass ich einen Fuß vor die Tür setzen muss und von dem Narrenvirus da draußen angefallen werden kann.
Brot, Butter, Kartoffeln, Wurst, Gemüse und Fleisch – was braucht der Mensch mehr für fünf Tage freiwilliges Verweilen im Katastrophenbunker.

Und natürlich Ruhe,  meine Ruhe!

Keine dröhnende Humbatäterä-Musik auf niedrigstem Musik- und Textniveau, bei der sich die Allgemeinheit immer dazu veranlasst fühlt, sich bei den Menschen in direkter Nachbarschaft rechts und links ungefragt einzuhaken und diese dann mal mehr und dann wieder weniger rhythmisch durchzuschütteln, so dass den zumeist volltrunkenen Mitschunklern auch schon mal das Essen vom Vortag noch einmal durch den Kopf geht.
Keine raderdollen Frauen jeglichen Alters, die einen auch an öffentlichen Plätzen hemmungslos begrabschen, mit der Zunge ablecken (oder diese auch noch in fremde Hälse zu stecken versuchen) und in nicht wenigen Fällen auch noch zu viel drastischeren sexuellen Ausschweifungen bereit sind – ebenso natürlich wie die in diesen Tagen dauererigierten männlichen Vertreter der Menschheit, die in den nächsten fünf Tagen hauptsächlich die Vernichtung von Alkohol in verschiedensten Variationen und möglichst häufige Kopulation (um es mal vornehm auszudrücken) im Kopf haben…

Ich weiß, jetzt sagt ihr sicher wieder, der Wolf ist ja sooooooo ‚ne Spaßbremse…

Naja, früher habe ich mich diesem Treiben ehrlich gesagt auch nicht verschlossen, war oftmals sogar an vorderster Front als einer der Wildesten mit dabei.
Aber dann gab es ein Karneval, das hat mir die Narretei für den Rest meines Lebens verleidet – aber das ist eine andere Geschichte.
Bevor ich also jetzt meine Wohnungstür hinter mir ganz fest abschließe und die Fenster mit dicken Brettern vernagle – Moment, hab ich auch an Kaffee gedacht?.....Jo, alles klar! – Also her mit den Brettern! Hammer und Nägel liegen schon bereit – Bücher hab ich auch genug….

Selbstverständlich gönne ich Euch allen Euren Spaß und wünsche Euch närrische Tage!

Helaaf und Aalau! Jupiduh – oder wie das alles heißt…

Donnerstag, 20. Februar 2014

Depressionen? - Nein Danke!



Letzten Donnerstag, als ich schon auf dem Sprung war, die Wohnung zu verlassen, um mit meiner Tochter in Köln einem wichtigen Arzttermin nachzukommen, klingelte mein Haustelefon und mein  früherer Chef und langjähriger Mentor verstrickte mich in ein längeres Gespräch über meine ehrenamtliche Mitarbeit im Jugendzentrum. 
Natürlich ging es darum, dass ich zurzeit etwas weniger auf der entsprechenden Facebook-Seite gepostet habe , da mir zum einen ansprechendes Material fehlt bzw. ich mich nicht dazu aufraffen konnte, weitere Videos ein zu scannen, weil mir das Bestehen einer beruflichen Prüfung erstmal wichtiger war.
Wie immer in unseren Gesprächen landeten wir auch bei meinen aktuellen Beiträgen in diesem Blog, die er im Allgemeinen wohl sehr gerne liest. Diesmal kam er aber mit einer Aussage, die mich die ganze weitere Woche immer wieder dann beschäftigen sollte, wenn ich mich eigentlich an den PC setzte, um ein neues Werk für die (un)heile Welt zu verfassen.

„In letzter Zeit ist alles, was du schreibst immer so schrecklich depressiv“, sagte mein Chef und entlockte mir ein erstauntes Auflachen. „Ich sitze hier die ganze Zeit und überlege mir, was man nur tun könnte, um dich wieder auf andere Gedanken zu bringen. Vielleicht sollte man dich zu einem Besuch im Puff einladen, oder irgendwas…“
Aber mal ehrlich:
Selbst wenn ich, wie vermutet, unter Depressionen leiden sollte – wäre der Besuch eines Etablissements mit käuflichen Damen in diesem Falle wirklich die richtige Therapie, um aus mir altem Nörgler einen freudestrahlenden Grinsemenschen zu machen, der fürderhin nur noch mit positiven Gedanken durch die Welt läuft?

Ich melde da mal ganz gewaltige Zweifel an.

In meinen Augen wird Sex eh gewaltig überbewertet – ich kann da mitreden, denn ich hatte auch mal welchen. Das war dann immer wie Weihnachten und irgendwann war Weihnachten öfter…
So haben wir den uralten Witz auch mal wieder an prominenter Stelle untergebracht, ohne auf den Kern der Sache zu kommen:

Ist der Wolf depressiv?

Ich selbst würde das mal mit einem klaren NEIN beantworten.
Ich halte mich eher für einen Realisten, der die Welt so sieht, wie sie nun mal ist und dies dann auch so weitergibt.
Ich bin und war nie der Typ, der Morgens aufsteht und die Augen öffnet, in der Hoffnung, über Nacht wäre das Leben in einen rosaroten Wattebausch mit Peace-Symbolen verwandelt worden. 
Stell ich mir sogar noch fürchterlicher vor als die zurzeit vorherrschende Tristesse, wenn alle mit Blümchen im Haar und einem verzückten Lächeln um die Lippen durch die Gegend torkeln würden…

Die eine Sorte Zombies gegen die andere getauscht…

Klar, manche – okay, die meisten – meiner Beiträge entstehen (schon dem Blogtitel (un)heile Welt geschuldet), wenn mir etwas auf den Sack geht, mir die Galle hochkommt und leider nur sehr selten dann, wenn sich etwas Komisches ereignet hat.
Aber bin ich deshalb depressiv?

Es gibt auf facebook auch Beiträge von Leuten, die schon morgens alle Welt zum Gruppen-Kuscheln, -Lächeln und was-weiß-ich-noch-Alles auffordern. 

Sind die denn wirklich normaler als ich?

Ich stelle diese Frage somit einfach mal in den Raum und wünsche allen einen (depressionsfreien) schönen Tag…

Donnerstag, 13. Februar 2014

Pech gehabt, Langfinger!



Noch ganz frisch – das Nachfolgende hat sich heute so um 14.20 Uhr am Bahnhof Köln-Deutz ereignet:

Wegen eines Arztbesuchs war ich heute Mittag mit meiner Tochter in Köln unterwegs.
Während Narissara sich trotz des Scheißwetters noch dazu entschloss, am Neumarkt – ganz Lady like – ein bisschen bummeln zu gehen, verließ ich die U-Bahn am Deutzer Bahnhof, um einen Anschluss nach Leverkusen zu finden. Gedankenverloren benutzte ich die Rolltreppe, um zu meinem Gleis zu gelangen und ganz plötzlich hab ich Gefühle, die ich im Leben noch nicht hatte:

Ist da nicht ein sanftes Streicheln an meinem Hintern?

Das ist mir in 55 Jahren, einem Tag und sieben Stunden meines ereignisreichen Lebens noch nicht vorgekommen und dementsprechend schaltet mein Hirn sofort auf gelben Alarm.

EROTIKATTACKE! Hallt es in meinem Kopf.
Das kann nicht sein! – Was einem manchmal alles in Sekundenschnelle durch die hohle Rübe schießen kann…
In meinen feuchtesten, erotischen Tag- und Nachtträumen hat noch niemals jemand Hand an mein Hinterteil gelegt.
Und vor allem:
Wenn dies ein sexueller Übergriff ist, wieso habe ich so plötzlich das Gefühl, dass meine – eh nie besonders schwere - Geldbörse auf einmal entgegen den allgemein gültigen Gesetzen der Schwerkraft in einer steten Aufwärtsbewegung ist?

ALARMSTUFE ROT!

Das ist alles – nur keine sexuelle Attacke!
Herumwirbeln und dabei die rechte Hand mit dem Regenschirm (dem Herrn sei Dank für dieses Sauwetter!) leicht anheben ist eine fließende Bewegung, die ich sonst nur von Film- und Comichelden ala Spiderman kenne.
Es gibt einen Klatsch, als der Schirm auf ein weibliches Gesicht direkt auf der Rolltreppenstufe unter mir knallt.
Meine Geldbörse wirbelt ohne nachvollziehbare physikalische Grundlage quer durch die Luft und landet drei Stufen tiefer vor den Füssen eines verblüfften jungen Mannes, der sie mir sofort hochreicht.

Ein Blick auf die Frau direkt neben mir:
Sie hält sich, kreidebleich und einen Heidenschrecken in der Miene das Gesicht an der Stelle, wo sich leicht der Abdruck meines Regenschirms abzeichnet. In den Augen wollen sich neben Entsetzen Tränen die Bahn brechen und im ersten Moment regt sich Mitleid in mir.
Aber nur den Bruchteil einer Sekunde lang, in der ich sie von oben bis unten abschätzig mustere, meine bescheidene Geldbörse wieder in die (mit einer Klappe und Klettverschluss gesicherte) Gesäßtasche stecke und noch sarkastisch bemerke: „Hat dir nie jemand gesagt, dass Taschendiebstahl gefährlich ist?“
Dann drehe ich mich um und suche mir einen schönen Platz unter dem Bahngleisdach um auf den Zug nach Schlebusch zu warten…
Erst im Zug wird mir so richtig klar, dass die kleine Ratte gerade versucht hat, mich, den Ärmsten der Armen zu beklauen und ich bin plötzlich ganz stolz darauf, dass ich meine erogenen Zonen so gut unter Kontrolle habe…