Letzten Donnerstag, als ich
schon auf dem Sprung war, die Wohnung zu verlassen, um mit meiner Tochter in
Köln einem wichtigen Arzttermin nachzukommen, klingelte mein Haustelefon und
mein früherer Chef und langjähriger
Mentor verstrickte mich in ein längeres Gespräch über meine
ehrenamtliche Mitarbeit im Jugendzentrum.
Natürlich ging es darum,
dass ich zurzeit etwas weniger auf der entsprechenden Facebook-Seite gepostet habe , da mir zum einen ansprechendes
Material fehlt bzw. ich mich nicht dazu aufraffen konnte, weitere Videos ein zu
scannen, weil mir das Bestehen einer beruflichen Prüfung erstmal wichtiger war.
Wie immer in unseren
Gesprächen landeten wir auch bei meinen aktuellen Beiträgen in diesem Blog, die er im Allgemeinen wohl sehr gerne liest. Diesmal kam er aber mit einer
Aussage, die mich die ganze weitere Woche immer wieder dann beschäftigen sollte,
wenn ich mich eigentlich an den PC setzte, um ein neues Werk für die (un)heile
Welt zu verfassen.
„In letzter Zeit ist alles, was du schreibst immer so
schrecklich depressiv“, sagte mein Chef
und entlockte mir ein erstauntes Auflachen. „Ich sitze hier die ganze Zeit und überlege
mir, was man nur tun könnte, um dich wieder auf andere Gedanken zu bringen.
Vielleicht sollte man dich zu einem Besuch im Puff einladen, oder irgendwas…“
Aber mal ehrlich:
Selbst wenn ich, wie vermutet, unter Depressionen leiden sollte – wäre der Besuch eines Etablissements mit käuflichen Damen in diesem
Falle wirklich die richtige Therapie, um aus mir altem Nörgler einen
freudestrahlenden Grinsemenschen zu machen, der fürderhin nur noch mit
positiven Gedanken durch die Welt läuft?
Ich melde da mal ganz gewaltige Zweifel an.
In meinen Augen wird Sex eh
gewaltig überbewertet – ich kann da mitreden, denn ich hatte auch mal welchen.
Das war dann immer wie Weihnachten und irgendwann war Weihnachten öfter…
So haben wir den uralten Witz
auch mal wieder an prominenter Stelle untergebracht, ohne auf den Kern der
Sache zu kommen:
Ist der Wolf depressiv?
Ich selbst würde das mal mit
einem klaren NEIN beantworten.
Ich halte mich eher für einen
Realisten, der die Welt so sieht, wie sie nun mal ist und dies dann auch so weitergibt.
Ich bin und war nie der Typ,
der Morgens aufsteht und die Augen öffnet, in der Hoffnung, über Nacht wäre das
Leben in einen rosaroten Wattebausch mit Peace-Symbolen verwandelt worden.
Stell ich mir sogar noch fürchterlicher vor als die zurzeit vorherrschende
Tristesse, wenn alle mit Blümchen im Haar und einem verzückten Lächeln um die
Lippen durch die Gegend torkeln würden…
Die eine Sorte Zombies gegen die andere
getauscht…
Klar, manche – okay, die
meisten – meiner Beiträge entstehen (schon dem Blogtitel (un)heile Welt
geschuldet), wenn mir etwas auf den Sack geht, mir die Galle hochkommt und
leider nur sehr selten dann, wenn sich etwas Komisches ereignet hat.
Aber bin ich deshalb
depressiv?
Es gibt auf facebook auch Beiträge
von Leuten, die schon morgens alle Welt zum Gruppen-Kuscheln, -Lächeln und
was-weiß-ich-noch-Alles auffordern.
Sind die denn wirklich normaler als ich?
Ich stelle diese Frage somit
einfach mal in den Raum und wünsche allen einen (depressionsfreien) schönen Tag…
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