Samstag, 6. September 2014

Bald ist zappenduster...

Wohin soll das alles noch führen?

Manchmal komme ich mir vor, als wäre ich durch ein Zeitloch zurück ins finstere Mittelalter gefallen und fühle mich wie der einzige Mensch, der inmitten religiöser Verwirrung noch klar denken kann.

Wie kann es sein, dass im Jahre 2014 immer noch Menschen mit religiösen Ansichten, die schon im  Mittelalter nicht mehr das Maß aller Dinge waren, in immer mehr Regionen der Welt die Oberhand gewinnen?

Dass die Menschheit nicht so klug ist, wie sie sich selbst immer gerne sieht - das ist für mich kein Geheimnis.
Die allgemeine Verdummung greift tagtäglich - vor allem in den beliebten social networks - mit enormer Geschwindigkeit um sich - aber dass man sich in einem Zeitalter, wie dem unseren, immer noch nach mittelalterlicher religiöser Unterdrückung und - tut mir Leid - Verarschung sehnen kann; das entzieht sich ehrlich gesagt meinem kleinen Intellekt.

Dabei ist unsere Zeit geprägt von einer technischen Revolution nach der anderen, man hat sich kaum an die eine technische Neuerung gewöhnt, schon ist alles wieder hinfällig und das Neuste vom Neuen schmeißt alles, was gestern noch Up-to-Date war einfach so über den Haufen...

Und dann schalte ich abends die Nachrichten ein und kriege voll das Kotzen!

Kleinliche Konflikte, von ehrgeizigen Politikern zu gigantischen Material- und Menschenschlachten hochgepusht, beherrschen vielerorts das Tagesgeschehen:

Hier ein kleiner größenwahnsinniger Diktator, der in guter alter Familientradition das geerbte Volk ausbeutet und nach außen hin den starken Mann markiert, während die Menschen seines maroden Staatengebildes dahinsterben wie die Fliegen, weil sie zwar Panzer in unendlicher Zahl haben aber auf gut Deutsch nix zu Fressen...

Oder aber da  ein Volk, dass in ihrer Geschichte eine gewaltige Diaspora erleben musste und dem von einer ehemaligen Weltmacht als Belohnung für ihre (Ver)Dienste im Zweiten Weltkrieg das Land ihrer Vorväter "zurückgegeben" wurde, dass sie 2000 Jahre zuvor fluchtartig verlassen hatten, als ihr Aufstand gegen die Besatzungsmacht Rom mit der Zerstörung der Hauptstadt endete.

Die haben dann nichts besseres zu tun, als mit den dort lebenden Menschen genau das zu tun, wofür die Welt bis heute uns Deutsche bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit in die Schranken weist - da werden Zäune um Menschen errichtet, Eigentum nicht geachtet, Menschen- und Völkerrecht mit Füssen getreten und - die Welt schaut weg, da man - ja, genau nicht nur wir Deutschen, sondern im Laufe der Jahrhunderte ALLE - ihnen früher ja so viel Unrecht angedeihen ließ...

Und zu guter Letzt der absolute Gipfel - dieser radikalisierte Islamismus, der selbst in den Augen strenggläubiger Moslems nichts anderes als unverhohlener Terrorismus ist: Da werden unter dem Deckmäntelchen der Religion wieder einmal die Massen verführt und an der Nase herumgeführt und ganz plötzlich existiert da ein "Islamischer Staat", der einen ganzen Landstrich in Angst und Schrecken versetzt - und alle sind total geschockt - aber auch gleichzeitig komplett handlungsunfähig und lavieren sich mit halbherzigen Hilfsaktionen durch die ganze Angelegenheit und können sie aber nicht bereinigen, sondern sorgen letztendlich nur für die Verschlimmerung der Lage...

Der Gipfel passiert dann hier in unserem Land, direkt vor unserer Haustür:

Jahrzehntelang haben wir Deutsche uns mehr oder weniger erfolgreich darum bemüht, eine gewissen Toleranz gegenüber Andersgläubigen zu wahren und ganz plötzlich erstarken auch hierzulande, wie jetzt mehr als deutlich in Wuppertal geschehen, die extremen islamischen Kräfte und trauen sich sogar unter dem Auge des eigentlich allgegenwärtigen Gesetzes eine Salafistische Polizei zu etablieren und unsere Mitbürger zu terrorisieren.

Und was geschieht?

Ein bisschen Entrüstung - aber ansonsten OHNMACHT!

Dabei sollte langsam mal durchgegriffen werden!

Ich bin wirklich nicht für Gewalt - wenn sie nicht unbedingt nötig ist...

Und ich bin ganz bestimmt niemand, der etwas gegen andere Religionen oder ausländische Mitbürger hat - aber ich bin jemand, der es langsam aber sicher wirklich leid ist, sich in seiner Heimat immer wieder unter alten Schuldgefühlen ducken zu müssen...

Nichts sagen zu dürfen, wenn in der Welt schreiende Ungerechtigkeiten geschehen...

Oder mich gar in meinem eigenen Haus, meiner eigenen Heimat, von subversiven Elementen drangsalieren lassen zu müssen, weil es nicht political correct ist, gegen solch gefährliche Minderheiten anzugehen...

Doch es ist nicht nur politisch korrekt, sondern vor allem ALLERHÖCHSTE ZEIT, dass unsere Geld scheffelnden, mit ihren Stühlen verwachsenen Politiker endlich einmal ihre fetten Ärsche hochkriegen und mit der Faust auf den Tisch hauen und laut und deutlich verkünden:

"BIS HIERHIN - UND NICHT WEITER!"

Ihr wollt ein Land, in dem islamistischer oder anderer religiöser Terror euch beherrscht - KEIN PROBLEM, wir zahlen euch die Einweg-Tickets in den Iran oder wohin ihr auch immer wollt -

NUR BLEIBT UNS MIT EURER MITTELALTERLICHEN SCHEISSE VOM HALS!

Haut euch in eurer Heimat gegenseitig die Köpfe ein und ab, das soll mich nicht interessieren.

Ich will in meiner Heimat zu jeder Tageszeit ruhigen Gewissens und ohne Angst auf die Straße gehen können und vor allem will ich, dass meine und eure Kinder, das auch in Zukunft noch können...

Wenn nicht langsam jemand etwas unternimmt, sieht es wirklich sehr finster in unserem Land aus - und ich bin nicht einmal Patriot - ich will nur meine Ruhe!

Mittwoch, 27. August 2014

Wider die Behördenwillkür!

„Reiner, wenn hier jemand reinkommt, hörst du schön interessiert zu.“

Das war meine erste Arbeitsanweisung an jenem ersten Arbeitstag meines Praktikums im Sozialamt einer kleinen Bergischen Gemeinde -  damals anno 1979.
„Mach dir keine Notizen und wenn der Besucher fertig ist, lehnen wir sein Gesuch ab…“

Das leuchtete mir nun gar nicht ein.

War das Sozialamt nicht dazu da, Mitbürgern in finanziellen und sozialen Notlagen Hilfe und Unterstützung zu gewähren?

Mein Blick muss Bände gesprochen haben, denn mein Gegenüber in dem kleinen Büro fügte eine weitere Erklärung hinzu:
„Wir müssen bei den Sozialleistungen sparen und von denen, die du wegschickst kommt mindestens die Hälfte nicht mehr wieder…“

Das erklärte zunächst einmal etwas, aber nicht alles. Aber andererseits machte ich mir als 20-jähriger Praktikant und damals aufstrebender Stern am Sozialarbeiter-Himmel auch nicht mehr allzu viel Gedanken darüber.

Erst einige Jahre später, als sich mein Traum eines Studiums ausgeträumt hatte und ich eine Umschulung zum Verwaltungsangestellten in Angriff nahm und im Rahmen dieser Maßnahme am Studieninstitut für kommunale Verwaltung in Köln unterrichtet wurde, dämmerte mir im Fach „Sozialrecht“ ganz plötzlich, welch ein Schmuh da mit dem Bürger getrieben wurde – nicht nur in meinem Heimatort, mitnichten, diese Praxis ist bundesweit in allen Behörden üblich.

Der Bürger, dem ich geduldig zuhörte, ohne mir Notizen zu machen, war, nachdem er weggeschickt wurde, nicht aktenkundig und da ihm Leistungen nach BSHG ab dem Tag, an dem seine Notlage der Behörde bekannt wurde, zustand, hatte der zuständige Sachbearbeiter hier schon einmal einen kleinen Beitrag zu den behördlichen Sparmaßnahmen geleistet.

Und eingedenk der Tatsache, dass viele Bürger, die sich ja eh schon dazu überwinden mussten, überhaupt auf dem Sozialamt vorzusprechen und sich in Folge dessen kein zweites Mal dort blicken ließen, wurde auch hier an Leistungen gespart, die eigentlich jemandem zugestanden hätten…

Wie gesagt, diese Praxis ist gang und gäbe in fast allen Behörden unseres Landes – der normale Bürger weiß ja auch nicht, wie die Gesetzeslage ist und was ihm im Zweifelsfalle alles zusteht oder auch nicht.

Ein paar unfreundlich dahingeblaffte Bemerkungen des Sachbearbeiters der Behörde, bei der man vorstellig wird, wirken da wahre Wunder.

Lügen, Verschweigen, wissentliche Falschinformation und ganz offene Rechtsbeugung, die nicht selten  für eine strafrechtliche Verfolgung des Betreffenden ausreichen würde, sind an der Tagesordnung.

Ich gehe (fast) jede Wette mit so ziemlich Jedem ein, dass ein jeder ein Beispiel dieser behördlichen Willkür anbringen kann.

Und leider, leider wehren sich viel zu wenige, wenn sie „vom Amt“ in gesetzeswidriger Weise über den Tisch gezogen wurden.

Keinem scheint einzufallen, dass diese „popeligen“ (Ich war selbst jahrelang einer – bevor ihr jetzt entrüstet aufschreit!) Sachbearbeiter doch eigentlich und real von unseren Steuergeldern dafür bezahlt werden, um im Dienste des Bürgers für den Bürger tätig zu werden….

Die Realität ist leider immer wieder genau andersherum: Da spielen sich kleine Sachbearbeiter als Herren über Recht und Gesetz auf, schüchtern ein, wo sich Widerspruch regt und drangsalieren mittels Sanktionen oftmals ungerechtfertigt diejenigen, die es gewagt haben, sich zur Wehr zu setzen.

Dabei kann ich jedem nur raten, sich zu wehren – selbst wenn es nur um die kleinste Kleinigkeit geht.
Man muss diesen Bürohengsten und – Stuten immer wieder zeigen, dass nicht sie die Herren sind, sondern DU und ICH, nämlich der nervige Bürger, der seine ihm gesetzlich zugestandenen Leistungen erhalten möchte.

Nehmen wir nur den letzten Fall aus meinem persönlichen Erleben:

Nachdem mich eine Zeitarbeitsfirma im Juni schon jubeln ließ, weil ich glaubte, endlich der erniedrigenden Hartz-IV-Gängelei entkommen zu sein und sich nach nur drei kurzen Wochen herausstellte, dass ich wissentlich und vorsätzlich über den Tisch gezogen wurde, standen mir bei der Reaktion meines zuständigen Jobcenters nur noch die Haare zu Berge!

Da erdreistete sich die Sachbearbeiterin meines Falles doch tatsächlich,MIR eine dreimonatige 30%ige Leistungskürzung nicht nur anzudrohen – nein, nachdem ich meinen Protest vorgebracht hatte und auch mit der gültigen Rechtslage nach Arbeitsrecht und Vertragsrecht nach BGB belegen konnte, hing ich erst mal so richtig in der Scheiße…

30 Prozent weniger Kohle von 391 Euro ist für jemand, der eh nix hat, eine gewaltige Menge…

Aber nicht mit mir – immerhin ist gegen so einen Bescheid Widerspruch möglich, der auch Gewehr bei Fuß folgte.

Wieder argumentierte ich, wie die gültige Rechtslage in diesem Fall sei und konnte mir nicht verkneifen, die Behörde darauf hinzuweisen, dass es echt traurig ist, wenn so ein popeliger Bürger sie auf bestehende Gesetze hinweisen muss und ich empfahl ihnen gleichzeitig gönnerhaft, vor der erneuten Ablehnung meines Widerspruchs, einen Rechtsbeistand zu konsultieren (ja, ich kann mich, wenn ich will, tatsächlich so geschwollen ausdrücken), um sich bei dem Gerichtsverfahren, dass ich bei einer erneuten Ablehnung meines Protestes anstrengen würde, eine peinliche Niederlage zu ersparen…

Es dauerte zwar einen Monat – in dem die Kohle dann auch wirklich sehr knapp war – aber siehe da und staune, meinem Widerspruch wurde voll und ganz Folge geleistet – vor Gericht wollte man mit mir gar nicht erst ziehen…

Also, Mitbürger und Leser – wenn euch jemals eine Behörde in irgendeiner Weise quer kommt: Werft nicht die Flinte ins Korn und denkt, da kann man nix machen…!

Man kann sehr wohl was machen - vor allem, wenn man bedenkt, dass die zuständigen Damen und Herren auf ihren bequemen Sesseln damit rechnen, dass sich der Großteil der von ihnen misshandelten Bürger nicht wehren wird!

Wider die Behördenwillkür!


Steht auf und wehrt Euch!

Montag, 14. Juli 2014

Endlich - endlich vorbei...

Puh, geschafft.

Das waren wirklich harte Wochen für einen Menschen wie mich, der mit Sport im Allgemeinen und mit Fußball im Besonderen so viel am Hut hat, wie die Kanzlerin mit Regieren.

Totaler Kommunikationsausfall auf allen Ebenen:

Ob nun im Teamchat der Kollegen bei Foxradio Burscheid, wo nach einem kurzen Satz zu Radio-relevanten Themen im nächsten Augenblick wieder zu vor-weltmeisterlicher Fachsimpelei gewechselt wurde und ich mich dann wieder fragte, "Was, zum Teufel, mache ich hier überhaupt?" - "Ach ja, gleich ist meine Sendung..."

Sogar in meiner Familie stieß ich auf völliges Unverständnis ob meiner Fußball-Abstinenz.

Meine Frau - thailändischer Herkunft -, eine fanatische Deutschland-Anhängerin, fragte mich schon, ob ich wirklich in diesem Land geboren wurde und auf meine brummige Antwort, ich müsse deshalb ja nicht wie alle anderen diesem hirnlosen Spiel frönen, kam in astreinem Deutsch ein: "Du bist ja bekloppt" aus ihrem Munde...

Auf der Arbeit - als ich kurzfristig tatsächlich mal wieder eine hatte - noch viel schlimmer:
Nach einem brummigen "Guten Morgen" entpuppte sich ein jeder als hochqualifizierter Bundestrainer und zumeist sogar auch als Spitzenklasse-Fußballer, den diese Trottel vom DFB nur bisher weder entdeckt noch ins Nationalteam berufen hatten.

Der Versuch, zwischendurch mal das Thema zu wechseln - zum hoffnungslosen Scheitern verurteilt.

Mit Mühe und Not gelang es den meisten, sich zwischen den weltbewegenden Diskussionen über Fehler und Taktiken der einen oder anderen Mannschaft auf das tägliche Tagwerk zu konzentrieren - zumindest ab und zu, bevor die Arbeit dann doch wieder von wichtigen Fachgesprächen unterbrochen werden musste.

Selbst der selbstgefällige Sexprotz, der sonst jeden Morgen mit den wüstesten Abenteuern der vergangenen Nacht aufwarten konnte und - zumindest in seiner Fantasie - schon die halbe Promi-Welt durchgevögelt hatte - bekam sein Maul nur noch auf, um mit glänzenden Augen über die vorabendlichen Ballereignisse zu schwafeln.

Mich würde ja schon brennend interessieren, wie die Geburtenrate in neun Monaten sich ausnimmt - ob es da wohl tatsächlich einen drastischen Knick geben wird?

Den fußballbegeisterten Herrschaften konnte man in den letzten Wochen ja selbst die Traumfrau aus ihren kühnsten Tagträumen nackt vor den Bauch binden und die einzige Reaktion wäre die gewesen, dass sie versucht hätten, das sichtbehindernde Anhängsel aus dem Blick zu bekommen.

Mir kann man immer und überall einen vollständig unbekleideten oder in Dessous gewandeten Fußball vor's entblößte Geschlecht binden - da tut sich Nichts.... nie und nimmer...

Ja, wie auch immer - die nationweite Verseuchung mit diesem in bestimmten Zyklen auftretenden Virus ist nun endlich vorbei und es keimt die Hoffnung in mir, dass - wenn dann die Euphorie darüber, dass ja jetzt ein jeder (auch du und - sogar - ich) Weltmeister ist, wieder abklingt - endlich wieder normale Gespräche unter normalen Bürgern möglich sein sollten.

Über Sex zum Beispiel - obwohl, darüber reden ja zumeist nur die, die eben gerade keinen hatten...

Dann eben die Politik - ist doch immer wieder ein dankbares Thema: Nur weiß wohl jeder, dass ich es befürworte, diese verantwortungslose, selbstherrliche und nutzlose Diebesbande, alle zusammen in einen Sack zustecken, auf den ein jeder ganz feste draufhauen darf - oder noch besser einfach an die Wand mit denen...

Na dann also über Religion!
Oh, oh, da ist auch bekannt, dass ich mit dem Klerus und vor allem dem katholischen Ableger dieser Sektierer nicht gerade sanft zu Gericht gehe...

Mich dünkt, dass meine Hoffnung auf gesittete, künftige Gespräche, wohl doch nur ein Wunschtraum bleiben wird...

Ob's wohl an mir liegt?

Einen schönen (Weltmeister-) Tag wünsche ich noch...

Mittwoch, 2. Juli 2014

Reingefallen!

Wer meinen Blog regelmäßig liest, dem ist sicher nicht entgangen, dass ich ein sehr angespanntes Verhältnis zu Leih- und Zeitarbeitsfirmen habe.

Dennoch bin ich letzten Monat über meinen Schatten gesprungen.

Ich habe meine Vorurteile hinten angestellt, erhebliche Abstriche bei meinen Lohnforderungen gemacht, nur, um nach all den Jahren endlich - ENDLICH - aus der erniedrigenden Bevormundung und Abhängigkeit der monatlichen Hartz-IV-Leistungen zu entkommen.

Der Job, den ich in Rodenkirchen angenommen hatte, entsprach nicht unbedingt den Tätigkeiten einer Fachkraft für Lagerlogistik, aber ich hatte mal wieder einen Fuß in der Tür.
Also ging ich frohgemutes an die Arbeit, ungeachtet der Tatsache, dass ich mich nach langen Jahren der Tätigkeit im oberen Feld nunmehr auf der niedrigsten Stufe wieder anstellen musste.

Ich quälte mich um 4 Uhr morgens aus dem Bett, stand pünktlich um 5.10 Uhr an der Bushaltestelle und traf nach mehrmaligem Umsteigen auch immer pünktlich kurz vor Sieben am Arbeitsort ein, um dort dann meinen niederen Tätigkeiten nachzugehen - immer im Gedenken daran, dass dies der Weg aus der Hartz-IV-Falle wäre, wie beschwerlich er mir auch vorkommen möge.

Von dem nachmittäglichen wieder fast zwei Stunden währenden Nachhauseweg rede ich schon nicht mehr.

Da es in der Firma eigentlich ganz verträglich war und das Klima sowohl unter den Kollegen und auch zu den Vorgesetzten ganz anders war, als wie ich es bisher erlebt hatte, konnte ich mich auch mit dem Gedanken anfreunden, diesen Arbeitsplatz "die paar Jahre bis zur Rente" durchzustehen.

Ja, ich trug mich gar mit dem Gedanken, entweder meine zerrütteten Familienverhältnisse wieder zu kitten oder im Falle eines Scheiterns dieses Vorhabens, meinen Wohnort vielleicht doch wieder in die ungeliebte Nachbarstadt Köln zu verlegen - man ist ja opferwillig....

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mich auf Facebook nach meinem Jubelbeitrag über den neuen Job jemand warnte, dass ich vorsichtig sein solle, ob da nicht jemand nur eine Produktionsspitze überbrücken wolle - und meinen Zeitarbeit-Arbeitgeber sprach ich selbstverständlich darauf an und wies ihn ausdrücklich darauf hin, dass ich nur an einer festen Beschäftigung interessiert sei - immerhin wühlte ich mich gerade durch einen Wust von Anträgen, um Leistungen zur Überbrückung und eine zeitweise Fahrkostenerstattung zu erhalten.

Mit Engelszungen wurde mir versichert, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche, solange ich nur meine Arbeit gut machen würde - die Zukunft sei gesichert...

Dann kam Montag, der 30. Juni:

Ich wurde zu Arbeitsbeginn von einem Betriebsratsmitglied mit den Worten "Du hast heute deinen Letzten?" begrüßt und rollte zunächst nur leicht indigniert mit den Augen, schließlich muss ich mir ja nicht jeden Schuh anziehen, der mir passen könnte.
Also ging ich weiter meiner Tätigkeit nach und harrte der Dinge die da kommen sollten:

Um 14 Uhr kamen meine beiden Vorgesetzten in der Einsatzfirma mit Leichenbittermiene zu mir und eröffneten mir, dass mein Einsatz bei Ihnen von vornherein lediglich für Juni begrenzt vorgesehen war und da ich gute Arbeit geleistet habe, hatte man vom Betriebsrat eine Verlängerung meines Einsatz erbeten, der aber leider abgelehnt worden war.

Zum Glück war ich ja schon vorgewarnt, so dass mein Sturz nicht aus Wolke Sieben erfolgte...

Ich hatte schon im nächsten Moment das Handy am Ohr und den Kerl in der Leitung, der mich eingestellt hatte. Der tat auf meine Anschuldigung, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen und bewusst - also mittels arglistiger Täuschung - zur Unterzeichnung eines Vertrages bewogen worden zu sein, so, als wisse er von Nichts.

Ich entlud ein fürchterliches Donnerwetter durch das Telefon und der Kerl konnte von unendlichem Glück reden, dass wir uns nicht persönlich gegenüberstanden, denn wenn er dann nur Schmerzen erlitten hätte, wäre er noch richtig gut aus der Affäre hinausgekommen...

Dass diese ganze Geschichte ein von Anfang an getürktes Spiel gewesen war, dürfte wohl die Tatsache verdeutlichen, dass ich bei Heimkehr in meinem Briefkasten ein Kündigungsschreiben vorfand...

Liebe Leser und vor allem liebe Sachbearbeiter beim Arbeitsamt oder dem Jobcenter - sicher könnt ihr euch denken, dass ich in der Zukunft auf keinen Fall jemals wieder ein Arbeitsverhältnis mit einer Zeitarbeitsfirma eingehen werde.
Und wenn ihr meint, mir daraufhin die Leistungen wegen angeblicher Arbeitsverweigerung sperren zu müssen - kein Problem, dann rufe ich mir ein Fernsehteam und setze mich vor den Kaufhof und werde live und in Farbe vor laufenden Kameras verrecken...!!!! - Reality-TV made by Reiner Wolf....

Schickt die Merkel zu solchen Firmen, soll die sich den Buckel ruhig mal krumm arbeiten und sich wie ein Mensch der aller untersten Klasse und wie ein Stück Fleisch beim Metzger behandeln lassen - MIT MIR NICHT!

Samstag, 21. Juni 2014

Wie die Zeit vergeht...

Unfassbar!

Ganz plötzlich stelle ich fest, dass beinahe geschlagene ZEHN Jahre ins Land gezogen sind - und sie kamen mir so kurzweilig vor, wie nie zuvor in meinem Leben.

Der 24. Juli 2004 ist doch noch gar nicht so lange her - der Tag, an dem die Tochter meiner Frau, begleitet von einer Tante am Kölner Flughafen eintraf, um fortan bei ihrer Mutter und ihrem deutschen Mann zu leben.

Gerade zwei Wochen später gab es den Test, ob sie schulfähig sei. Immerhin war sie im März sechs Jahre alt geworden und das erste Schuljahr würde in wenigen Wochen beginnen. Das größte Handicap von Narissara war, dass sie nur rudimentär Deutsch sprach und verstand - eben nur das, was ein sechsjähriges Mädchen innerhalb von zwei Wochen so von ihrem Stiefvater aufschnappte.

Da gab es diese slawisch-stämmige Frau auf dem Schulamt, die Wee testete und konsterniert mit sehr -wahrscheinlich- russisch angehauchtem Akzent feststellte: "Schade, das Ihre Tochter kein Deutsch sprechen kann. Das kann ich jetzt leider nicht beurteilen."
Woraufhin mir ein sarkastisches "Ach ja, Sie sind natürlich prädestiniert für diese Prüfung." ausrutschte.

Nichtsdestotrotz wurde Wee eingeschult.

Ich vergesse im Leben nicht, wie aufgeregt sie war und voller Stolz mit ihrer Schultüte zwischen die anderen Erstklässler entschwand - und ich stellte mir die ganze Zeit immer wieder die bange Frage, wie es ihr wohl ergehen würde...

Natürlich war Wee nicht auf den Kopf gefallen - und sie war ehrgeizig.

Schon von Anbeginn an, fragte sie mir Löcher in den Bauch darüber, in welchem Beruf man denn das Meiste verdienen würde und meine Erwiderung, dass ein Beruf auch zumindest ein kleines bisschen Spaß machen müsse, wurde einfach abgetan.

Wee hatte großes Glück:

Dank des Tipps einer älteren Dame in unserem Haus, meldete ich sie an der Waldschule in Schlebusch an und war am ersten Schultag voller Entsetzen, als ich feststellen musste, dass es sich hierbei um eine Montessori-Schule handelte, in der in einer Klasse Kinder aller vier Schulklassen gemeinsam unterrichtet wurden.

Es stellte sich als wirklicher Glücksfall heraus, dass Wee in dieser Schule gelandet war - dank persönlicher Sprachförderung und der Betreuung am Nachmittag, dauerte es nur wenige Wochen, bis zwischen meiner Tochter und mir eine richtige Kommunikation zustande kam - und Wee war im Schulbetrieb immer im tiefsten Getümmel, immer mittendrin, zu finden.

Ich erinnere mich noch immer mit leichter Wehmut, wie wir in den ersten Wochen Hausaufgaben per Telefon gemeinsam machten, wenn ich auf der Spätschicht war. 

Da wurde ich noch gebraucht...

Sie ging ihren Weg - konsequent und zielstrebig und sie war wohl zunächst ein kleines bisschen enttäuscht, als sie am Ende der vierten Klasse "nur" die Empfehlung für die Gesamtschule erhielt.

Im Nachhinein war auch diese Bewertung die Richtige: In den folgenden sechs Jahren arbeitete Wee sich, scheinbar mühelos, immer weiter vor.

Sorgen hatte ich zunächst, weil sie nie Schulaufgaben mit nach Hause brachte und auf eine entsprechende Frage meinerseits immer entgegnete: "Das hab ich schon in der Schule gemacht!".

Misstrauisch, wie ich nun mal bin, kontaktierte ich daraufhin zunächst einmal den Klassenlehrer, der mir bestätigte, dass Wee immer fleißig und gewissenhaft ihre Arbeiten erledigte. Und sie brachte - bis auf ganz wenige Ausnahmen - auch immer nur die besten Noten in Klassenarbeiten mit nach Hause.

Und jetzt sind schon wieder sechs Schuljahre vergangen:

Die mittlere Reife ist geschafft und auch die Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe hat Wee im Sack.

Am Montag ist Entlassungsfeier, bevor es nach den Sommerferien an die große Aufgabe "Abitur" geht...

Junge, Junge, wie doch die Zeit vergeht...

Aus dem kleinen Mädchen mit langen Zöpfen und einer fast zu großen Schultüte ist eine selbstbewusste junge Frau geworden, der man nur noch äußerlich ihren Migrationshintergrund anmerkt.

Muss ich noch extra betonen, dass ich SEHR STOLZ auf meine Tochter bin?

Was immer sie sich noch für die Zukunft vornehmen wird - sie kann sich immer darauf verlassen, dass ich verknöcherter, alter Sack hundertprozentig hinter ihr stehen werde...

Mach deinen Weg, Mädchen - mach mich weiter stolz...

Samstag, 14. Juni 2014

Ein schwarzer Tag für die Jugendarbeit in Burscheid

Es ist genau so gekommen, wie ich es befürchtet hatte.

Sag noch mal einer, ich sei kein Prophet!

Das Ende der Jugendarbeit in Burscheid ist nicht nur eingeläutet, sondern beschlossen und diejenigen, die wirklich glauben, dass ich das zu schwarz sehe - die Zukunft wird euch zeigen, dass ich Recht hatte.

Aber dann ist es natürlich zu spät...

Was für ein Schildbügerstreich wurde da am 11. Juni 2014 beschlossen?

Mit einem Mal ist all das, wofür Jugendliche zu Beginn der 1970er Jahre sprichwörtlich auf die Straße gegangen sind abgehakt.

Das Lebenswerk eines Mannes, der seit Mitte der 70er allein federführend, zunächst für den Umbau des Gebäudes und das Konzept der Offenen Jugendeinrichtung verantwortlich war, wurde mit einem fürchterlichen Arschtritt einfach so beiseite gefegt.

Die unermüdlichen Betteltouren zu Burscheider Geschäftsleuten, die sich so kein anderer angetan hätte, um immer wieder Materialien für das Megaphon zu organisieren, die aus den Haushaltsmitteln nicht zu besorgen waren...
Unzählige Stunden mit im Laufe der Jahre hunderten Jugendlichen auf Freizeiten in Portugal, Dänemark oder Schweden...

Unzählige Wochenenden im Einsatz für die Jugend, die mehr brauchte, als nur ein Gebäude, in dem man sich traf, um was-auch-immer gemeinsam zu tun. Es war selbstverständlich, dass das Engagement der Megaphon-Mitarbeiter auch weit über das normale Freizeitangebot hinaus ging.

Beratung und Hilfe bei Amtsangelegenheiten und persönlichen Schwierigkeiten, sogar Schuldnerberatung wurde einige Jahre lang professionell angeboten...

Und jetzt?

Schon der Gedanke das Jugendzentrum mehr oder weniger ins Stadtzentrum, in Hörweite eines Seniorenzentrums, zu verlegen, war in meinen Augen eine krasse Fehlentscheidung.

Damals, als wir uns ein Jugendzentrum erkämpften - ich war nur einer von vielen -, da hätten wir gerne die ehemalige Heider-Schule auf der Hauptstraße gehabt (Das lag gegenüber dem Zahnmetzger Giebel; ist aber schon seit Jahren abgerissen).

Boah, was gab es da für Proteste!

Mehr als drei Jugendliche auf einem Haufen und dann noch mitten in der Stadt!

Wenn das nicht die erste Stufe zur Anarchie war!

Also, nix wie weg an den Stadtrand mit dem Jungvolk - eine Entscheidung, die ich persönlich und auch viele, die ich kenne, nicht bedauert haben.

Mehr als drei Jahrzehnte war das okay...

Aber der Hammer ist ja dann jetzt, dass die Stadt zwar ein neues Jugendzentrum baut - aber die Trägerschaft abgibt. Über die Gründe für diesen Schritt könnte ich nur spekulieren, denn ich bin seit langen Jahren kein Insider mehr in dieser Einrichtung.

Es wurde eine Ausschreibung gemacht - welch herrliche Farce!

Schon als ich das erste Mal von dieser Entscheidung hörte, hätte ich jede Wette darauf abgeschlossen, dass sich die renitente katholische Kirche dieses Kleinod krallt.

Man, was hätte ich reich werden können!

Toll, wie eine der mächtigsten und verlogensten Organisationen der Welt sich wieder einmal eine weitere Immobilie unter den Nagel gerissen hat.

Ach ja, postulieren einige auf Facebook - die hatten doch ein stimmiges Konzept!

Wenn den Aussagen dieser Bande jemand wirklich Glauben schenkt - na dann, gute Nacht Deutschland.

Gute Nacht und auf Nimmerwiedersehen Jugendarbeit in Burscheid könnt ihr auf jeden Fall schon  mal sagen.

Glaubt wirklich einer, dass in einer katholischen Einrichtung Toleranz und Multikulti wirklich angeboten werden?
Was der katholischen Kirche nicht passt, findet auch im realen Leben nicht statt.

Beratung und Unterstützung der Jugendlichen in Fragen von Verhütung oder ungewollter Schwangerschaft - seid ihr des Teufels?!

Mittelalterliche Dogmen sind wieder angesagt und werden sicher mit sanftem Nachdruck sowie sektengleicher Indoktrination durchgesetzt...

Ich bin zum Glück nicht mehr das Klientel dieser Einrichtung - aber die jetzige und zukünftige Generation Jugendlicher tut mir jetzt schon richtig leid.

Ich bin mal gespannt, wie lange der Schein einer Jugendeinrichtung aufrecht erhalten wird, bevor man hier eine neue mittelalterliche Gehirnwäsche Station einrichtet...

Amen...!

Samstag, 7. Juni 2014

Ende – mit und / oder ohne Happy…

Am kommenden Mittwoch, 11. Juni 2014 endet nach drei Jahren, vier Monaten und zehn Tagen eine der dunkelsten und wohl auch erniedrigenden Phasen meines an Hochs und Tiefs nun nie armen Lebens: 

Endlich – E N D L I C H  kann ich mich aus der Knute des Hartz-IV-Leistungsempfangs verabschieden und ihr könnt mir glauben, dass ich das ohne auch nur den Anschein einer Träne mit Freuden tue.

Von allem, was mir in den bisherigen 55 Jahren  meines Daseins an Miesem und noch Mieserem widerfahren ist – teils unverschuldet und oftmals auch durch meinen Dickkopf initiiert – so etwas, wie in den letzten drei Jahren möchte ich bitte, bitte nie wieder erleben müssen.

Da wäre die Alternative tot zu sein, tatsächlich beinahe die erfreulichere.

Ich stehe ab Mittwoch tatsächlich wieder in Lohn und Brot – bei einer der von mir so verhassten Zeitarbeitsfirmen, aber zum Glück zu Bedingungen und einer Entlohnung, die ich – trotz nicht geringer Abstriche – hoch erhobenen Hauptes annehmen kann, ohne demnächst allmorgendlich mein Spiegelbild im Bad voller Verachtung anspucken zu müssen.

Die Zukunft sieht immer noch nicht rosa oder golden aus – aber am Horizont erscheint auf einmal ein Lichtstreif, der nach langer Dunkelheit endlich wieder Hoffnung aufkeimen lässt (Jetzt bloß nicht poetisch werden, Dicker…).

Was haben mich die letzten drei Jahre nicht alles gekostet: Nerven vor allem, denn zu der monetären Belastung kam natürlich auch die, dass für meine Frau der Traum von einem unbeschwerten Leben in Deutschland mehr oder weniger wie eine Seifenblase zerplatzte – aus wirklich ärmlichen Verhältnissen in Thailand samt 6-jähriger Tochter zu einem 18 Jahre älteren Mann gezogen, weil alles besser schien, als die dunkle Zukunft in der Heimat…

An meiner langen Arbeitslosigkeit ist meine Ehe dann auch beinahe gescheitert – und ich glaube, nur, weil ich vor zwei Jahren die Notbremse gezogen habe und ausgezogen bin, BEVOR zwischen uns ein Ehekrieg ausbrechen konnte, dürfte uns eine minimale Chance erhalten haben, uns eventuell in Zukunft wieder zusammenzuraufen, wie wir es in letzter Zeit mehrmals in Gesprächen durchexerziert haben.

Das wäre eine der Baustellen, die es in naher Zukunft zu beheben gilt – denn eins ist klar: Auch wenn man sich ganz fest vorgenommen hatte, nach dem Abrutschen in die Hartz-IV-Falle keinerlei Schulden zu machen – irgendwie hat es an allen Enden dann doch nie gereicht und sukzessive hat sich wieder ein – wenn auch zum Glück überschaubarer – Berg mit Verbindlichkeiten angehäuft…

Natürlich hat das Ende meiner Arbeitslosigkeit auch Auswirkungen auf meine – oftmals aus Langeweile geborenen – Aktivitäten in den sozialen Netzwerken. Einige von Euch können befreit aufatmen, denn der allgegenwärtige Sack wird sich künftig sehr rar machen.

Der Blog wird natürlich – wenn auch wahrscheinlich nicht mehr ganz so regelmäßig wie bisher – fortgesetzt werden und auch die Seite „Megaphon, die Geschichte in Bildern“ werde ich versuchen weiterhin zu betreiben, schließlich habe ich da schon noch einiges Material auf Vorrat.

Und dann natürlich meine Aktivitäten via Internetradio über Foxradio Burscheid: 

Die wöchentliche Radioshow wird selbstverständlich fortgesetzt – ich freue mich, dass ich da tatsächlich viel positiven Zuspruch – auch zu meinen manchmal schrägeren Programmpunkten – erfahren durfte. Das spornt natürlich an und ich habe die Hoffnung, dass die Show von Mal zu Mal besser werden kann und wird.

Ich verrate auch schon mal ein kleines Geheimnis: Es gibt demnächst mehr Reiner Wolf per Radio: Bereits am 21. und 28. Juni jeweils von 22 Uhr bis Mitternacht gibt es ein zweiteiliges „Best of“ mit der Musik von Genesis in der Zeit, als dort Peter Gabriel noch „tonangebend“ war…

So, ich werde langsam in meiner Dachwohnung gegrillt – über Pfingsten steht uns eine Hitzewelle bevor.


Nutzt das schöne, lange Wochenende!

Sonntag, 25. Mai 2014

Ein Diktator in Köln

Manchmal fasse ich ja wirklich nicht, was in unserem Lande alles so abgeht.

Sich dann nur an den Kopf zu fassen, ist lange nicht genug.

Da kommt ein ausländischer Politiker mit eindeutig diktatorisch-faschistoiden Tendenzen, der für seine menschenverachtende Politik und religiösen Fanatismus bekannt ist und der gerne mal nicht nur die Menschenrechte, sondern gleich auch seine Mitbürger öffentlich mit Füßen tritt, als angeblicher Privatmensch in eine deutsche Großstadt und darf in einer Arena auch gleich seinen Wahlkampf fortsetzen.

Wow!

Angela Merkel im nächsten Wahlkampf an der Algarve oder in Antalya auf Stimmenfang - das hat was - und wird sicher die volle Zustimmung der dort zuständigen Obrigkeiten finden.

Wenn ich mir das als Privatmann in der Türkei leisten würde, wäre ich schneller in einem dunklen Verlies verschwunden als ich "Heil Erdogan!" rufen könnte...

Ich möchte diesen Beitrag jetzt nicht als Ausländerhetze verstanden wissen und ich habe auch ganz speziell nichts gegen meine türkischen Mitbürger - aber die Impertinenz dieses arroganten Machtpolitikers geht mir gewaltig gegen den Strich.

Eine Rede bei einem Staatsbesuch vor einem angemessenen Publikum fände meine vollste Unterstützung.

Aber statt dessen?

Eine Stadt im Ausnahmezustand...

Tausende Polizisten im Einsatz...

Randale zwischen Anhängern und Gegnern des Politikers - da werden innertürkische Konflikte auf unserem Boden und vor allen Dingen zu unseren Lasten ausgetragen; sprich, der dumme Deutsche trägt die Kosten für den Polizeieinsatz und die Beseitigung der Trümmer, die das Aufeinandertreffen zweier feindlicher Lager verursacht.

Liebe Frau Merkel, wir wissen ja alle, dass Ihr einziges Interesse darin besteht, sich die Taschen zu füllen, uns zu verarschen und den kohl'schen Rekord im Aussitzen im Kanzleramt zu brechen.

Merkeln - Tschuldigung - merken Sie denn überhaupt noch, was in unserem Lande so abgeht?

Worauf dürfen wir uns denn als nächstes freuen?

Auf Putin on Tour, inklusive öffentlicher Kundgebungen mit der Aufforderung ein Referendum zum Anschluss der Bundesrepublik an die Russische Föderation zu starten?

War das Honeckers impertinent-genialer Plan, als er damals die Grenzen zur DDR öffnete, sich abseilte und uns Sie als Kuckucksei hinterließ?

Dürfen wir uns auf die Promo-Tour eines Kim-Jong-Un freuen, der uns die Segnungen des einzig wahren Sozialismus - inklusive bitterster Armut der Bevölkerung - anpreist?

Mein Latein ist nicht das Beste - hab's schließlich nie in der Schule gelernt - aber mir stellt sich die Frage:

Quo vadis, Germanica?

Samstag, 24. Mai 2014

Nach der Sendung ist vor der Sendung

Aber Hallo!

Das war ja am letzten Mittwoch wohl ein Fiasko, wie es nur der Wolf so hinkriegen kann.

Obwohl ich wirklich nicht weiß, was ich dem Mikrofon angetan habe - es stand einfach so da und ich habe einfach nur so gesprochen - und es hat komplett die Arbeit verweigert. Und das Ersatzmikrofon musste auch erst besonders behandelt werden, bevor es sich dann widerwillig in sein Schicksal ergab, meine hehren Worte in das weltweite Netz zu übertragen...

Kann ja sein, dass das Mikro ein Verwandter der Mikrofone war, die früher bei meinen Auftritten als Musiker regelmäßig Schleudertraumata erlitten und auch schon mal quer durch die Halle flogen oder den Bass meines Bandkollegen trafen...

Nichtsdestotrotz:

Obwohl ich während des Fiaskos zeitweise am Liebsten meine Sachen gepackt und die Flucht ergriffen hätte und mich dabei innerlich aufs Schärfste ob meiner Vermessenheit tadelte, jetzt auch noch in die Fußstapfen von Radiolegenden wie Wolfman Jack oder Frank Laufenberg treten zu wollen, werde ich meine Radioshow fortsetzen.

Hochmut kommt vor dem Fall!

Ich denke aber, nachdem die technischen Fehlleistungen beseitigt waren, gab es einige Ansätze, die auszubauen sich lohnen dürften.

Zum einen habe ich dann doch gemerkt, dass meine frei-Schnauze-Moderation, nur nach wenigen Stichworten, nicht so gut funktioniert, wie gedacht. 

Da waren mir zu viele "Ähs" und Mhms" dazwischen. Besser wäre es wohl auch, das Mikrofon erst nach Ende der eigenen Rede auszuschalten - so ist mir gelungen, was viele in meinem Umfeld schon seit Jahrzehnten erfolglos versuchen: Dem Wolf endlich mal das Wort abzuschneiden!

Also habe ich gestern Nacht schon einen Teil meiner angedachten Moderation für die nächste Sendung am Mittwoch, 28. Mai 2014 detaillierter ausgearbeitet - jetzt heißt es dann, dies so vorzutragen, dass es nicht abgelesen klingt.

Da bin ich übrigens bei einem weiteren wichtigen Punkt für meine künftigen Sendungen angelangt (solange ich nicht auf offener Straße wegen der Show getötet werde, geht's wohl weiter): Foxradio Burscheid schaltet bei ihren Sendungen zumeist die Wunschbox ein, was dann dem Hörer die Möglichkeit bietet, sich während der Live-Sendung Musiktitel zu wünschen.

Tut mir ehrlich Leid - da ich mich bemühe, zu jedem Titel eine anständige Moderation zu erstellen, was auch bedeutet, dass man einige Zeit im Netz verbringt und die Vorbereitung einer Reiner Wolf Radio Show schon fünf, sechs Stunden benötigt, wird es das in meiner Sendung NICHT geben.

Allerdings werde ich künftig immer wenn ich besondere Themen in meiner Sendung bringen möchte, ca. zwei Wochen vorher die Möglichkeit einräumen, mir Musikwünsche per facebook oder über die E-Mail-Adresse "reinerwolfshow@gmx.de" zukommen zu lassen, die ich dann mit entsprechender Moderation, sprich Hintergrundinfo, spielen werde.

Soviel zunächst einmal vom GröMoAZ (größenwahnsinnigsten Moderator aller Zeiten)...

Ich hoffe, wir hören uns zur zweiten Sendung!

Dienstag, 20. Mai 2014

Reiner goes "Auf Sendung"



Manchmal schaffe ich es tatsächlich mich selbst zu überraschen.

Als vor einigen Wochen jemand auf den Gedanken kam, „wenn der Wolf einen Blog schreiben kann, muss er auch moderieren können“, und mit dieser abstrusen Idee auf mich zu kam, hab ich mir erst gedacht, „jetzt knallen die durch!“

Aber, bei näherer Betrachtung freundete ich mich langsam aber sicher mit der Idee an.

Musik war und ist schon immer ein Großteil meines täglichen Lebens:

Wenn der Radiowecker morgens losgeht, dann nervt er mich nicht mit irgendeinem Alarm Ton, sondern mit Musik. 
Sobald ich meinen Kadaver aus den Federn gehievt habe, wird der PC hochgefahren, um per Internet – da der Antennenempfang in den letzten Jahren immer mehr den Bach runter ging – Radio zu hören. CDs anhören habe ich schon vor Jahren aufgegeben, denn bei 6856 Alben und 35275 Titeln steh ich dann immer vor dem Player und weiß gar nicht so recht, WAS ich denn nun anhören will.

Also läuft der Player – wenn überhaupt – nur noch auf Zufallswiedergabe und auf dem Handy habe ich eine mp3-Playlist mit locker 600 Alltime-Favorites und den Alben, die ich aktuell erworben habe. Das ist die beste Funktion an den verseuchten Smartphones: Wenn ich meine täglichen Spaziergänge absolviere, gibt’s immer meine Lieblingsmusik plus die aktuellsten Alben aufs Ohr.

Aber zurück zum Thema:

Nachdem ich mich dann durchgerungen hatte, eine Probesendung zu versuchen – („Versuchen tun Impotente“, hat ein Vorgesetzter immer zu mir gesagt, wenn ich eine Antwort mit „Ich werde es versuchen“ begann) – und wir uns dann endlich auf einen Sendetermin geeinigt hatten, stand ich dann plötzlich da wie der Ochs vorm Berg:

Was spiele ich in den zwei Stunden, die die Sendung dauern soll, die ich auch in grenzenloser Hybris „Reiner Wolf Show“ getauft habe?

Da kam dann wieder das oben geschilderte Dilemma zu Tragen: „So viele Musik – aber so wenig Zeit!“

Nun, ich habe für die Sendung am 21. Mai – 20 Uhr bis 22 Uhr auf foxradio-burscheid.de – dann nach langem Ringen meine Titel gefunden, nicht ohne zwei Minuten später fest zu stellen, dass ich ja auch noch diesen Titel oder jenen hätte auch noch reinnehmen können…

Die Betreiber des kleinen Senders haben mich ganz optimistisch langfristig und regelmäßig eingeplant – ich werde also Woche für Woche aus meinem Musikfundus das Beste vom Besten ausschöpfen können.

Was spielt der Wolf denn nun in seiner großkotzigen Show?

Also – wer auf Schlager, Techno, Hip Hop und Rap steht, der wird bei der Reiner Wolf Show ganz sicher NICHT auf seine Kosten kommen. Immerhin bin ich Rockmusiker – gemein und dreckig und das sagt dann auch schon, in welche Richtung es musikalisch gehen wird. 

Obwohl ich festgestellt habe, dass die Grenzen hier – wie bei allen Dingen im Leben – fließend sind.

In der ersten Sendung werde ich einen kleinen Querschnitt aus meiner Handy-Favoriten-Liste vorstellen – unter anderem Biffy Clyro, Steve Forbert, Indigo Girls aber auch Molly Hatchett sowie Peter Maffay und Silly. Die ganz harten Sachen lasse ich zunächst mal aus, ich denke, da werde ich in den kommenden Wochen immer so eine Art Themensendung präsentieren.

Des Weiteren werde ich die drei LPs vorstellen, die ich Mitte der 1970er Jahre ganz stolz als Beginn meiner Plattensammlung bei GOVI bestellte – das war der Amazon des prä-PC-Zeitalters – und jeweils zwei oder drei Stücke daraus spielen.

Ach ja, und dann das Wichtigste – die Moderation:

Die wird ganz einfach, so wie ich es im richtigen Leben auch immer tue, frei Schnauze erfolgen. 
Das wird nicht immer politisch korrekt sein, manchmal bissig und ironisch aber vor allem möchte ich zu der Musik, die ich spiele einfach einige fundierte Hintergrundinformationen liefern. 
Das heißt dann allerdings ganz sicher nicht, dass ihr bei mir erfahren werden, welcher Star mit wem, wann, wo, wie oft und in welcher bevorzugten Stellung in die Kiste gehüpft ist – das interessiert mich einen trockenen Furz.

Um ein Beispiel zu nennen: Bei mir werdet ihr nie hören, dass ein gewisser Phil Collins Gründungsmitglied der Band Genesis war, wie ich es zu meinem Entsetzen schon bei unzähligen Moderationen vernehmen musste – dieser Herr, der ganz klar nicht aus der Bandhistorie fortzudenken ist – stieß erst als Bewerber auf eine Schlagzeuger-Suchanzeige beim dritten Album „Nursery Crime“ zur Gruppe; und der Rest ist Geschichte…

Bei the way – ich glaube, ich werde mal ein mehrstündiges Special zu „Genesis – The Peter Gabriel Years“ vorbereiten – vielleicht interessiert das ja (außer mir) jemanden…

Das soll dann genug Eigenwerbung zur morgigen Premierensendung sein – lasst euch überraschen, gebt mir Feedback, denn nur wenn euch meine kleine, größenwahnsinnige Sendung gefällt, wird es eine Fortsetzung geben – Ihr habt es in der Hand!

Wir hören uns?!


Sonntag, 11. Mai 2014

Partytime!



Um es gleich vorweg zu sagen:

Dieser Beitrag soll nicht die „verderbte Jugend von heute“ anprangern, wie es in den letzten Wochen auf facebook vermehrt thematisiert wurde. Obwohl ich jene Postings mehr als nur peinlich fand, hab ich mir dazu meine Kommentare – auch wenn sie spitz auf der Zunge lagen und sich vehement artikulieren wollten – verkniffen. Ich fand es nur erschreckend, wie sich Menschen Anfang/Mitte Zwanzig derart herablassend und scheinbar entsetzt über biertrinkende 16-jährige Mädchen äußern können – und dabei ganz offensichtlich vergessen haben, was sie in dem Alter alles angestellt haben. Vor allem glaubte ich den Geruch ihrer eigenen Windeln noch ganz deutlich in der Nase zu spüren…

Meine Tochter Narissara wurde 16.

Nichts Besonderes – die meisten Menschen werden irgendwann mal 16 Jahre alt und zumeist noch viel, viel älter.

Da auf Grund meiner langjährigen Arbeitslosigkeit die letzten Geburtstagsfeiern meiner Tochter ausfallen mussten, fand ich irgendwann im letzten Herbst, dass es eine gute Idee sei, ihr anzubieten, ihren 16. Geburtstag etwas größer und in einem ausgefalleneren Rahmen zu feiern. Eine Räumlichkeit im örtlichen Jugendzentrum anzumieten sollte kein Problem sein – also machte ich den entsprechenden Vorschlag, schoss in der Lokalität Fotos, damit sie sich den Ort ihrer Feier besser vorstellen konnte – und…

Es kam keine Rückmeldung…

Der besagte 16. Geburtstag im März kam und ging und die Party wurde nicht mehr angesprochen, bis eines Tages das Telefon klingelte und sich meine Frau bei mir darüber beklagte, dass „deine Tochter“ (alles vermeintlich Schlechte an meiner Tochter geht aus mir nicht ersichtlichen Gründen irgendwie immer zu meinen Lasten) eine Party mit 30 Personen machen wolle. In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken – da gab es Gesprächsbedarf.

Es stellte sich dann heraus, dass Wee bei meinem damaligen Angebot gar nicht mit ihrer Mutter über die Möglichkeit einer Party gesprochen hatte und jetzt plötzlich glaubte, wenn sie nur den Wunsch dazu äußere, würde Vater schon alles Weitere in die Wege leiten. 
Über Planung und Organisation in einem Jugendzentrum und der Verfügbarkeit der Vermieträume schien sich Wee nicht die geringsten Gedanken gemacht zu haben. Also mietete der alte Sack, dann nach  einigem Hin und Her für Anfang Mai die Grillhütte und ließ die weitere Planung vertrauensvoll in den Händen Narissaras…

Erste Diskussionen begannen, als Wee ganz vorsichtig anfragte, wie es denn mit dem Genuss von alkoholischen Getränken während der Feierlichkeit aussehe.
„Klar“, erwiderte ich jovial. „Gegen ein bisschen Bier und Wein in Maßen ist nichts einzuwenden.“ Schließlich hatten wir auf unseren ersten Parties – damals Anno Pief, in finsterster Vergangenheit – auch unser Bierchen genuckelt. 

Gar kein Problem, wieso wohl auch…

Der Tag des großen Einkaufs vor der Party rückte näher und Wee präsentierte ihre Einkaufsliste und ich fiel erstmals beinahe aus allen Wolken.
„Was?“ entfuhr es mir. „Sechs Kästen Bier? Und all diese Schickimicki-Getränke noch dazu? Darf’s auch noch ein Döschen Kaviar sein?“
Ihr Blick sprach Bände.
„Die wenigsten trinken Bier. Am meisten trinken die Mädchen Hugo und Palmbeach und die Jungs trinken auch lieber so Lemon-Bier.“
„Aber SECHS Kästen!“

In Gedanken versuchte ich mich daran zu erinnern, wie hoch der Bierkonsum bei unseren Parties war. Wenn die Erinnerungen nur nicht immer alle so vernebelt und verschwommen wären…

„Das sind 60 Liter Alkohol, plus das ganze andere Gedöns“, rechnete ich Narissara vor. „Bei 30 Personen heißt dass locker gut und gerne zwei Liter Sprit pro Nase – mehr als ich ehrlich gesagt verantworten kann und will…“
„Och, Papa. Sei doch nicht so uncool.“ Da war es wieder – jetzt hatte sie mich beinahe wieder an ihrer Angel. 
Jetzt fehlte nur noch…

Klar, auch der Augenaufschlag und der bittende Schmollmund wurden effektvoll eingesetzt.

„Und ich bin dann für die ganzen Alkoholleichen verantwortlich. Was werden deren Eltern zu mir sagen…“ wehrte ich mich.
„Die sagen nichts – wenn einer betrunken ist von meinen Freunden, dann schläft der höchstens ein. Es wird schon keiner aggressiv…“
„Vor Aggression hätte ich auch keine Angst! Aber die kotzen dann alles voll…“
„Wenn einer kotzt, muss der das auch selber wegmachen, ist doch ganz klar, Papa.“
Wieder dieser Augenaufschlag und der Schmollmund, mit dem sie mich schon als sie klein war immer wieder um den Finger gewickelt hat – ich bin ja auch so ein gottverdammtes Weichei…
„Na gut – der erste der kotzt, den lass ich das auflecken“, gebe ich mich letztendlich geschlagen.

In dem Zusammenhang dann auch noch einmal meinen Dank an Blacky, der am Tag vor der Party die Geduld aufgebracht hat, mit uns die Einkäufe zu erledigen und der sich wohl auch einige Male gefragt haben wird, für wie viele Feten das Alkohollager gedacht sei.

Freitag war dann der große Tag.

Jetzt hieß es nur noch, am späten Nachmittag im Jugendzentrum die Hütte herzurichten. Mir selbst stand wohl ein langer Abend im Büro vor meinem Laptop bevor, denn meine Anwesenheit auf der Party war ausdrücklich nicht erwünscht.
Ich konnte es mir natürlich nicht verkneifen morgens auf facebook einen blöden Spruch wegen der Party zu posten: 

          „Checkliste für den heutigen Abend:
Alten Bundeswehr-Tarnanzug rausgekramt, entmottet, gereinigt; passt nicht mehr - der Bauch hängt  raus   - aber egal...Nachtsichtgerät besorgt - ob's funktioniert kann ich erst heute Abend feststellen...Schrotflinte auseinandergenommen, gereinigt, wieder zusammengebaut - kein Bolzen übriggeblieben - geladen... und ähem - GESICHERT...

Ich bin bereit!!!!
WAS LOS IST?

KOMMEN DIE RUSSEN?


Nein, meine Tochter feiert heute Abend ihre erste Party - auch mit Jungs.......
Ich bin blendend vorbereitet!!!“ 


Hätte ich gewusst, was der Abend bringen würde, hätte ich mir diesen Spaß gespart – und ich wurde noch von einer facebook-Freundin gewarnt, die ein ähnliches Horrorerlebnis auch schon hatte.

Schon während der Vorbereitungen in der Hütte wurde ich von Wee nach dem Eintreffen ihrer Helfer aus dem Raum komplimentiert.
Also ging ich hinüber ins Haupthaus, setzte mich zur Sozialarbeiterin Birgit ins Büro und gemeinsam starrten wir gelangweilt hinaus in den Sturm. Das für den Abend vorgesehene Konzert war abgesagt worden, es war nicht mit einem Besucheransturm zu rechen.

Die Zeit verging und ab und an sah man einige Jungen und Mädchen ums Haus laufen, sich selbst fotografierend und in einer Hand auch locker eine Bierflasche haltend…

Alles im grünen Bereich. Ich sah auch keine Veranlassung, schon mal rüber zu gehen, um nach dem Rechten zu sehen. Man will ja auch nicht als spießiger, alter Sack dastehen, der der Jugend nicht ihren Spaß gönnt…

Die Party begann gegen 18 Uhr und irgendwann gegen halb Neun siegte meine Neugier dann doch und ich ging mal kurz hinüber in die Partyhütte.
Dass mir laute Hip Hop-Musik entgegenschallen würde, damit war zu rechnen.
Aber mussten deshalb die von Blacky geliehenen Boxen gleich lautstark um Hilfe flehen?
„Guckt mal, was für Superboxen ich gekriegt habe“, hatte sich Narissara gefreut, als die ersten Gäste eintrafen – kurz bevor ich weggeschickt wurde.

Jetzt kam aber richtige Panik in mir auf. Wenn die Kids die Boxen jetzt killen stehen mir einige nahrungslose Monate bevor!

Ich bin nicht sehr freundlich durch die Menge der Kids zum Laptop meiner Tochter gepflügt und auch meine Ansprache an den Jungen, der daran herumfummelte war alles andere freundlich – hatte ich ihr nicht ausdrücklich gesagt, sie solle NIEMANDEN an ihr Notebook lassen? Immerhin wurde die Lautstärke umgehend heruntergedreht – meine Ohren klingelten dennoch – und die Lautsprecherboxen quittierten diese Reduzierung mit einer dankbaren Soundverbesserung.

Erst jetzt, als ich mich anschickte, die Hütte wieder zu verlassen, sprang mich das Bild des Grauens an. 
Ich glaube, mir blieb vor Scheck der Mund offen stehen – ein Anblick, für den viele, die mich näher kennen ein fürstliches Eintrittsgeld hingeblättert hätten. Meine letzten Haare werden wohl steil aufgerichtet gewesen sein und sämtliche Farbe hatte mein Gesicht verlassen:

Das war doch vor drei Stunden noch eine schicke, anheimelige Grillhütte gewesen – sauber, gemütlich, aufgeräumt.

Ich habe in meinem Leben schon mehr als nur eine Chaos-Party er- und überlebt, aber gerade jetzt bot sich mir ein Anblick wie nach einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg: Leere und halbvolle Flaschen kullerten, so sie nicht auf andere Hindernisse trafen, fröhlich quer durch den Raum. Benutzte Pappteller, Becher, Besteck und auch die eine oder andere angenagte Grillwurst und Hähnchenschenkel oder Flügel bedeckten den Boden.

Dazwischen wurde fröhlich getanzt – zum Glück, denn wer bewegungslos hier verharrte kam nach kurzer Zeit nicht mehr ohne Verlust seiner Schuhe von der Stelle.

Ich schloss die Augen, holte zweimal ganz tief Luft…

Neben mir stand plötzlich Wee und strahlte mich an.

„Die Party läuft so super! Danke, Papa!“

Mein Lächeln ob ihrer Worte wird wohl dem wölfischen Grinsen eines Mörders bei der Annäherung an sein Opfer geglichen haben – wortlos verließ ich die Hütte – ja, ich flüchtete förmlich Richtung Büro, wo ich mich dann in den Sessel vor dem Laptop fallen ließ und noch mehrmals tief Luft holen musste.

Ich kochte innerlich.

Bei allem, was mir jemals heilig gewesen sein sollte – so eine grenzenlose Schweinerei wie vor wenigen Minuten hatte ich in meinem wildbewegten Leben noch nicht gesehen – und dabei waren mir die Verwüstungen im umliegenden Gelände noch entgangen, weil ich nur da weg musste, wenn ich nicht explodieren wollte…

Mein erster Impuls war ehrlich gesagt, mir aus der Werkstatt eine Axt zu holen und die Party für beendet zu erklären…

Tief Luft holen, Reiner!

Immer nur ganz tief und langsam einatmen…

"Du wirst jetzt nicht die Spaßbremse sein, wie sonst immer. Du hast diese Party sogar angeregt und jetzt musst du da durch."

Mein schwärzester Moment in meiner langjährigen Mitarbeit in diesem Jugendhaus war 1988 eine Veranstaltung gewesen, an der 140 Skinheads teilgenommen hatten. Damals hatte ich mit 29 Jahren mein erstes Loch im Kopf (wirklich nur ein Versehen, keine Absicht eines Besuchers) und am Ende war eine Scheibe in der Eingangstür eingeschlagen worden – und das hatten wir damals schon als Super Gau empfunden…

Wie harmlos zu dem Chaos eben…

Ich zwang mich, eine DVD mit einigen M*A*S*H-Folgen einzulegen und schaffte es dann im Verlauf des Abends tatsächlich vier Folgen anzusehen – natürlich immer nur eine Folge, bevor ich mich auf eine Runde ums Gebäude begab und mit Entsetzen feststellte, wie sich immer mehr Flaschen und anderer Müll rund ums Haus ansammelten – von den Sauereien in den Toiletten ganz zu schweigen.

Da fiel es kaum noch ins Gewicht, dass ich mehrmals gezwungen war, einige übereifrige Jüngelchen aus der Mädchentoilette zu zerren, was mir unter den Freunden meiner Tochter ganz sicher noch weniger Sympathiepunkte eingehandelt hat.

Zwischendurch war meine Frau auch noch eingetroffen und hatte sich ganz mutig in das Getümmel gewagt, nur um zwei Stunden später, bevor sie dann entnervt mit dem Taxi nach Hause fuhr, im Büro vor mir zu stehen und über das Chaos zu schimpfen – „Du und deine Tochter – ihr seid  beide bekloppt!“ musste ich mir noch anhören, als ich ganz entgegen meines inneren Aufruhrs Atcharas Entsetzen zu beschwichtigen suchte. „Und da ist dieser Junge“, schimpfte sie weiter. „Ich hab ganz genau gesehen, wie der um Wee herumlungert und die immer berührt. Und Wee auch!“

Ja, stimmt, der Kerl war mir eben bei einem Kontrollgang auch aufgefallen, als er sehr nah – ZU NAH – bei Narissara saß und ich auch nur EINE seiner Hände sehen konnte. 

Leider verhindert der Empfang von Hartz IV-Leistungen seit Jahren den schon länger angedachten Kauf einer Schrotflinte…

Ich hab nicht mehr so viel Erinnerung an den weiteren Verlauf des Abends – jedenfalls bestand ich gegen halb Eins morgens darauf, die Party zu beenden. Die ersten Eltern hatten ihre Söhne und Töchter eh schon abgeholt und angesichts der Berge von Unrat, die sich in und um die Hütte stapelten, erschien mir diese Maßnahme angemessen – auch wenn sie von den anderen wieder als Schikane eines alten Sacks aufgefasst wurde.
Zum Glück blieben noch sechs Freundinnen und Freunde meiner Tochter da und halfen mit, das Chaos wieder zu beseitigen. Anderthalb Stunden später konnte ich dann die Hütte abschließen und mich selbst auf den Heimweg machen.

Die kurze Nacht verbrachte ich mit Albträumen, in denen ich in einem Meer benutzter Pappteller mit Kartoffelsalatresten und halbverzehrten Grillwürsten in die tiefsten Tiefen der Hölle gerissen wurde und das letzte, was ich sah, bevor die Müllberge über mir zusammenschlugen, war, wie das altehrwürdige Jugendhaus in einer dunklen Staubwolke in einen sich auftuenden Schlund gerissen wurde…

Schweißgebadet fuhr ich aus dem Schlaf: Samstagmorgen 6 Uhr.

Zeit aufzustehen und die Entsorgung des Leerguts in Angriff zu nehmen und dann vor allem früher als mit der Hausmeisterin vereinbart zum Jugendzentrum zu fahren und den ganzen übersehenen Unrat zu entfernen, bevor sie zur Schlüsselübergabe kommt und von einem Herzschlag dahingerafft wird…

Obwohl ich eine Stunde vor der Zeit eintraf war Waltraud schon im Einsatz und empfing mich lachend vor der Hütte.
„Na, die haben ja ganz schön rumgesaut“, begrüßte sie mich.
„Ich weiß, das hat mir auch keine Ruhe gelassen, deshalb bin ich jetzt schon hier, um – eigentlich vor deinem Eintreffen – noch einiges zu bereinigen.“
Waltraud winkte ab.
„Halb so schlimm. Aber jetzt weißt du, warum wir eigentlich solche Feiern nicht erlauben – auch keine 18. Geburtstage…“

Ja, ich hab’s kapiert – wirklich.

Obwohl die Hauptsache ist, dass meiner Tochter ihre Party Spaß gemacht hat – und das auch obwohl ihr nörgelnder Vater immer mit Leichenbittermiene ums Haus gestrolcht ist…