Montag, 7. Oktober 2013

Verkehrte Welt

Social networks sind im Moment ja der allerletzte Schrei und man bekommt immer mehr das Gefühl, dass man vom Weltgeschehen ausgeschlossen ist, wenn man sich nicht in der einen oder anderen Weise an einem solchen beteiligt.

Ich selbst war lange Zeit ein skeptischer Beobachter dieser Entwicklung, habe mich dann vor einem Jahr überwunden, der großen Facebook-Gemeinde beizutreten und nach einigen Monaten voller Spaß überwiegt mittlerweile wieder meine anfängliche Skepsis und ich bin mir eigentlich sehr sicher, dass wir alle ohne diese Plattformen sehr viel besser dran wären.

Was bringt es mir persönlich letzten Endes, wenn ich eine Liste voller sogenannter Freunde nachweisen kann, von denen ich die meisten nicht mal wirklich kenne, geschweige denn zu ihnen – wie früher üblich – einen wirklichen sozialen Kontakt hergestellt zu haben. Will heißen, mit ihnen mal ein Gespräch geführt oder ein Bier geschlabbert zu haben. 

Auch soll früher realer Sex zu den üblichen Sozialpraktiken gezählt haben…

Wenn ich nun morgens den PC starte und routinemäßig meine Facebook-Seite checke, dann bin ich oftmals nicht mehr sehr weit davon entfernt vom Glauben abzufallen – so ich denn einem solchen anhängen würde.

Besonderer Beliebtheit erfreuen sich  mittlerweile gegenseitige Beschimpfungen und Verunglimpfungen in allen Variationen, die ich selbst zum Glück nicht mehr so ernst nehme.

Sich im Netz einfach rar zu machen ist auch hier ein einfaches und probates Mittel, dem Ganzen in minderen Fällen ein wenig den Wind aus den – voller Respekt - aufgeplusterten Segeln zu nehmen.

Allerdings scheinen sich da auch viele in ihrem Eifer, über jemand anderen herzufallen, nicht darüber im Klaren zu sein, dass man sich auch bei Facebook keinesfalls in einem rechtsfreien Raum bewegt. 

Wenn es einem Chef möglich ist, jemanden auf Grund eines Facebook-Beitrags, der nicht nach seinem Gusto geriet, zu kündigen, ist es durchaus auch möglich und manchmal in meinen Augen auch schwer von Nöten jemanden ob seiner diffamierenden Beiträge zu verklagen.

Cyber-Mobbing – doch, doch, ich weiß sehr wohl was das ist; ebenso wie das allgemeine Mobbing (das für diejenigen, die meinen ihre Aktionen wären nur eine einfache durch das Grundgesetz legitimierte Meinungsäußerung) – entwickelt sich zur neuen Pest dieser Tage und man kann und sollte da als Internet-User durchaus nicht alles unwidersprochen schlucken, sondern reagieren.

Besonders unter viel sensibleren Teenagern hat dies nämlich durchaus schon zu einer nicht gerade geringen Anzahl von Suiziden geführt – Tendenz - ebenso wie das Mobben im Netz – weiterhin steigend.

Übel wird mir von den immer wieder geposteten Poesiealbum-Lebensweisheiten auf niedrigstem Niveau, die mich oftmals an der Lebensfähigkeit der Poster zweifeln lassen.

So ein Gedöns hat man sich früher zu Grundschulzeiten gegenseitig ins Poesiealbum geschrieben und gut war’s.

Für bare Münze hat diesen ganzen Sermon eigentlich nie jemand genommen.

Obwohl ich da nicht so gut mitreden kann, denn ich kann mich nicht wirklich daran erinnern, jemals von einem Freund – eher von einer Freundin, war ja schließlich Mädchen-Krams – darum gebeten worden zu sein, mich mittels eines niedlichen Sprüchleins in so einem Büchlein zu verewigen.

Kann sein, dass man mir schon als kleinem Steppke angesehen hat, dass mir solche Plattitüden zuwider waren oder aber es wird auch daran gelegen haben können, dass mich schon damals niemand so richtig leiden konnte…

Ich muss auch nicht der hunderttausendsten Aufforderung folgen, irgendeinen doofen Beitrag zu teilen, um zu beweisen, dass ich meine Kinder liebe. Die merken das durch mein tagtägliches Verhalten ihnen gegenüber – oder auch nicht…

Machen wir es kurz, damit dieser Beitrag auch für die Freunde von weniger Worten interessant bleibt:

Löst euch doch einfach mal wieder von eurem PC, Laptop oder Handy. 

Öffnet ganz weit die Augen, wenn ihr durch die Straßen geht und erkennt, was im REALEN Leben so um euch herum passiert.

Ihr braucht eurem Platznachbarn im Bus keine SMS zu schicken!

Es genügt, ihn anzusehen und dann mittels Lautbildung über Kehlkopf und Zunge diese Nachricht auf althergebrachte Weise zu artikulieren – MITEINANDER REDEN nannte man das in längst verblassten Zeiten…

Und so manch einer wird verwundert feststellen:

Es gibt eine Kommunikation jenseits des Internets!

What a wonderful world!


Einen schönen Tag wünsche ich noch…

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